Hektik beim Krümmel-Bau

■ Prüfer zur Eile angetrieben / Brunsbüttel: Siemens schließt Täuschung durch Fremdfirmen nicht aus

zur Eile angetrieben / Brunsbüttel: Siemens

schließt Täuschung durch Fremdfirmen nicht aus

Ebenso wie in Brunsbüttel sollen auch in Krümmel schlecht ausgebildete Techniker beim AKW-Bau geschludert haben, berichtet Der Spiegel in seiner neuesten Ausgabe.

Nach Aussagen ehemaliger Werkstoff-Prüfer sei die Fertigstellung des „Krümmel-Monsters“ - wie Anwohner den Siedewasserreaktor nennen - vom Zeitdruck diktiert gewesen. Die kontrollierenden Techniker wären von den Erbauern oft rücksichtslos zur Eile angetrieben worden, erzählen Handwerker, die ihre Namen nicht veröffentlicht sehen wollen. „Das muß fertig und das muß fertig“, habe es in Krümmel immer gehießen. Zudem fehlte vielen Prüfern schlicht der Sachverstand.

Als er 1979 bei der Hamburger Firma „Aweco“ (Gesellschaft für zerstörungsfreie Materialprüfung mbH) anfing, habe er in Krümmel zunächst als Handlanger auf dem Bau gedient, berichtet ein Facharbeiter gegenüber dem Spiegel. Er war gerade erst 18 und hatte seine Mechaniker-Lehre beendet. Quasi nebenher sei er zwei Monate lang täglich zweieinhalb Stunden zum Röntgenfachmann angelernt worden. Statt wie vorgeschrieben im Zweierteam mußte er anschließend als Prüfer immer allein arbeiten.

Auch beim Bau des AKW-Brunsbüttel, wo inzwischen 130 Risse in Schweißnähten entdeckt worden sind, soll nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein. Die Herstellerfirma Siemens sieht jedoch keinen Anhaltspunkt dafür, daß es Manipulationen bei der Prüfung der Schweißnähte gegeben haben könnte. Entgegen anders lautender Beschuldigungen sei die Zuordnung von alten und neuen Röntgenaufnahmen korrekt und vollständig gewesen, teilte die Siemens-Unterfirma Kraftwerke Union in Erlangen am Freitag abend mit. Allerdings wird noch nicht ausgeschlossen, daß eine andere am AKW-Bau beteiligte Firma die Siemens AG über die Qualität ihrer Arbeit getäuscht haben könnte. An der „vollständigen Aufklärung“ eines solchen Verdachts sei man interessiert, hieß es in der Firmenerklärung. VM

Siehe auch Seite 6