Pferdegeruch neben dem Schlachthof

■ Stadthalle im Pferdesport-Fieber / Michaels gewann den Großen Preis

Pferdegeruch neben dem Schlachthof

Stadthalle im Pferdesport-Fieber / Michaels gewann den Großen Preis

Wer hat nicht mal die Namen Gerd Wiltfang (gewann acht mal den Großen Bremen Preis), Hugo Simon (Österreich) oder Paul Schockemöhle im Zusammenhang mit Pferde-Springen gehört? Erstere aus der alten Garde sind beim Bremer Pferdesportfestival am Wochenende selbst mitgeritten. Hugo Simon machte bei der Jagd nach Punkten im S-Springen am Samstag nachmittag den zweiten Platz auf einem Pferd Namens Allez France, das mit einer weißen Mütze über beide Ohren bis in die Stirn geschmückt war. Paul Schockemöhle schickte lieber seinen Stall-Nachwuchs als sich selbst ins Rennen, und dieser war überaus erfolgreich: Rene Trebbel ritt mit einem Affenzahn fehlerlos über alle Hürden ins Ziel und machte damit den ersten Platz am späten Samstag abend im S-Springen auf Dexter. Auch Franke Sloothaak ist ein Schockemöhle-Zögling, hat sich inzwischen aber selbstständig gemacht. Auf „Gina Genelli“ — der Name erinnert an Eiskrem - machte er am Samstag abend den Dritten. Im Programmheft hatte man seinen Sieg wohl schon gewünscht und zitierte seinen Lehrsatz: „Es nützt nichts, an der Spitze zu sein, man muß sich da auch halten können.“

Publikumsliebling war am Samstag der siebzehnjährige Shooting-Star Fritz Fervers, der das Zeit-S-Springen auf Pegasus Coralle gewann.

Das Publikum war durchgehend kritisch, und rügte laut, falls die ReiterInnen sich vergaßen und unwirsch an ihren Pferden rumrissen: „Nee, das war doch der Fehler vom Reiter, das Pferd wußte einfach nicht welches Hindernis es nehmen sollte...“; „Also, den müßten sie aus dem Rennen nehmen, der will doch nur grob den Willen des Pferdes brechen.“

Bei der Dressur war Mannschafts-Olympia-Siegerin Isabell Werth am Sonntag-früh nicht zu schlagen: mit Gigolo holte sie sich die 10.000 Mark Siegerprämie ab. Nicole Uphoff (auch Olympia- Siegerin) trat die Konkurrenz nicht an, weil sie nach eigener Aussage zur Zeit kein passendes Pferd habe. Ein passendes und sicherlich teures Pony hatte aber Sebastian Rohde, der am Sonntag das Westfalia-Throphy-Finale im Pony- Springen gewann. Die Turnierponys kosten etwa 30.000 Mark, und so ist das Preisgeld mit 110 Mark Peanuts. Aber die Nachwuchsanerkennung steht.

Sonntag Nachmittag fiel die Entscheidung des Großen Preises der Freien Hansestadt Bremen: Die Amerikanerin Meredith Michaels, die für Paul Schockemöhle reitet, gewann das Stechen des S-Springens auf ihrem langbeinigem Pferd Quick Star. Es war immerhin vier Sekunden quicker als San Patrignano Dorina mit Frank Sloothaak und Almox Rush On mit Olympiasieger Ludger Beerbaum auf–m Rücken. Sportsenator Friedrich van Nispen durfte die 10.000 Mark Siegergeld und den Frachtkostenanteil von 8.000 Mark, sowie die Züchterprämie von 4.000 Mark überreichen. Vielleicht hat van Nispen auch einem der Turnierpferde gratuliert? „Der hat nämlich heute Geburtstag, der Casanova“, flötete der Moderator der Großen Preises in die Pferdeliebenden Herzen der Zuschauer hinein.

vivA