For Your Eyes Only

■ Ein Versand nicht nur für Spionagebedarf: Wie Heimwerker verhaßte Nachbarn terrorisieren, einen Lauschangriff starten oder das Radio lahmlegen können

Wenn es den bösen Nachbarn nicht gefällt, kann niemand in Frieden telefonieren. Oder fernsehen. Oder Radio hören. Wenigstens dann nicht, wenn die bösen Nachbarn Kunden beim US-amerikanischen Mail-order-Versand „Panaxis“ sind. Denn Panaxis schickt aus dem kalifornischen Nest Paradise so ziemlich alles in die Welt hinaus, was man braucht, um MedienbenutzerInnen zu terrorisieren.

Die gewöhnliche Telephonwanze gehört da noch zu den konventionelleren Artikeln des Angebots. Elaborierter ist da schon der „Broad-Band-Jammer“, der im Umkreis von einem halben Kilometer den UKW-Empfang total unmöglich macht. Kostenpunkt für einen Bausatz elektronischen Ärgernisses: 20 Dollar.

Ein ähnliches Gerät für Fernseher verlangt schon ein wenig mehr technisches Geschick. Den „TV- Jammer“ muß man sich selbst zusammen bauen, weil Panaxis von besonders nervtötenden Apparaten nur Pläne versendet. Denn natürlich sind die meisten dieser Technologie-Quälgeister auch in den USA illegal. – Viele Geräte werden deshalb „for export only“ angeboten – wohl mit dem gleichen Augenzwinkern, mit dem bei uns mittlerweile billige Anrufbeantworter und Faxgeräte „nur zum Export“ verkauft werden, wenn sie nicht offiziell von der Telekom zugelassen sind.

Denn eigentlich versteht sich Panaxis nicht als Lieferant für Ätherpiraten. Ihr Do-it-yourself- Angebot richtet sich an Radiobastler und Hobby-Elektroniker. Fast alle Gerätschaften im Angebot des Versandes wurden von dem heute 62jährigen Elektrobastler Ernest Wilson entworfen und längst nicht alle verbreiten Elektrosmog. Panaxis führt auch Pläne für Geigerzähler und Van-der-Graaf-Generatoren.

Doch am interessantesten sind natürlich die verbotenen Spielzeuge: Schon für knapp 100 Dollar verschickt Panaxis einen Radiosender, mit dem man angeblich bis zu drei Kilometer weit senden kann. Radio-Guerilleros finden außerdem eine Fülle von Literatur darüber, wie sie schnell ihren eigenen Piratensender auf Sendung bringen können.

Die James-Bond-Amateure brauchen technisches Geschick

Die über 300 Artikel, die im Panaxis-Katalog angeboten werden, sind ein wertvolles Kompendium von all den Maschinchen, von deren Existenz man aus Agentenfilmen weiß. Bloß eine Kleinigkeit wird darin nicht verraten, wie man das Zeug bekommt: vom Schuhtelefon bis zum Radardetektor, von der elektronischen Hypnosescheibe bis zum Stethoskopmikrophon, um durch Wände zu lauschen.

Ein pfiffiges Produkt ist auch „Bug-Bug“, eine elektronische Version der chinesischen Wasserfolter: Ein winziger Apparat zirpt, quietscht oder brummt alle paar Minuten aus dem Off. Für runde zehn Dollar kann man außerdem eine Bauanleitung für die berühmt-berüchtigte Tesla-Spule beziehen. Sogar das legendäre Theremin, ein frühes elektronisches Instrument, das in „Good Vibrations“ von den Beach Boys ebenso wie in Hitchcocks „Spellbound“ (Ich kämpfe um dich) eine Rolle spielte, kann man bei Panaxis bestellen.

Und wenn man selbst zum Objekt der Amateur-Lauschangriffe wird? Keine Sorge, Wanzendetektoren verkauft Panaxis auch. Tilman Baumgärtel

Adresse: Panaxis Productions PO Box 130, Paradise, CA 95967-0130, Europäische Dependance: Trefor Morgan, Bessemer Broadcasting, 52Hampton Rd., Firvale, Sheffield S54 7AN, England