Atomwracks in der Ostsee

■ Bundesregierung hat Informationen über zwei versenkte Atomschiffe

Hamburg (AP) – Die Sowjetunion hat nach Informationen des Spiegels in der Ostsee unter Mißachtung aller Sicherheitsregeln mindestens zwei atomar verseuchte Schiffe versenkt. Der Bundesregierung sollen darüber „erste spärliche Informationen“ vorliegen. Auf dem Meeresgrund lägen demnach ein ziviles und ein militärisches Wrack. Beide hätten Nuklearantrieb. Ob aus den Wracks Radioaktivität austritt, sei ungeklärt. Das Kanzleramt befürchte, daß über die Nahrungskette verstrahlter Fisch auch in Deutschland angelandet werden könnte. Vergrößert werde die Gefahr, weil ehemalige sowjetische Atomfabriken früher Schadstoffe in die Ostsee geleitet hätten und durch das Versenken von Reaktorschrott aus dem Baltikum.

Der Bundesregierung sollen außerdem inzwischen auch Berichte über weitere atomare Verseuchungen im Bereich einiger Eismeerinseln vorliegen, wo die sowjetische Armee Atommüll versenkt hatte. Ein ganzer Kernreaktor mit einer Strahlungsmenge von 60 Billiarden Becquerel soll auf dem Meeresboden liegen. Eine besondere Gefahr gehe von dem See Karatschai nahe Jekaterinenburg am Ural aus (siehe taz vom 30. Januar). Das Chemiekombinat Majak entsorgte bis 1987 seinen nuklearen Abfall ins Wasser. Die durch Austrocknung jetzt freiliegenden verseuchten Ablagerungen würden weitflächig verweht.