Metall-Bosse drohen mit Tarif-Verweigerung

■ Neun oder 26 Prozent mehr Lohn?

Berlin (AFP/taz) – In der ostdeutschen Metallindustrie zeichnet sich eine harte Konfrontation zwischen den Tarifpartnern ab. Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Dieter Kirchner, forderte die IG Metall am Wochenende erneut auf, von der tarifvertraglich vereinbarten Lohnerhöhung zum 1. April abzurücken, und kündigte an, andernfalls die Umsetzung „solcher existenzvernichtender Tarifverträge zu verweigern“. Für diesen Fall hatte die Gewerkschaft Arbeitskampfmaßnahmen angekündigt. In Sachsen läuft morgen die Einigungsfrist in den Schlichtungsverhandlungen ab. In Weimar wollen Metallarbeiter heute mit Warnstreikaktionen gegen eine Revision der Tarifvereinbarungen demonstrieren.

Die ostdeutschen Metallunternehmen könnten die ursprünglich vereinbarten 26 Prozent „jetzt nicht mehr verkraften“, meinte Kirchner. „Sie würden über 70.000 neue Arbeitslose schaffen“. Die Arbeitgeber bieten neun Prozent als Inflationsausgleich an. Bei einer „gütlichen Einigung“ mit der Gewerkschaft würden die Arbeitgeber „massiv für gezielte Ost-Investitionen werben“. Dieser „Metall-Solidarpakt“ müsse spätestens bis zum 10. März, wenn die Politiker in Bonn über den großen Solidarpakt verhandelten, geschlossen sein. Sonst würden die Arbeitgeber die Umsetzung der Tarifverträge verweigern. Außerdem würden viele Firmen aus den Verbänden austreten und eigene Lohnverhandlungen führen.

Der zweite IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel hatte in der vergangenen Woche angekündigt, die Gewerkschaft werde sich „mit allen gewerkschaftlichen, betrieblichen und rechtlichen Mitteln“ gegen einen Bruch der geltenden Tarifverträge zur Wehr setzen, wenn die Arbeitgeber sich nach einer ergebnislosen Schlichtung nicht an die 1991 geschlossenen Vereinbarungen halten würden. Sie sehen eine stufenweise Angleichung der ostdeutschen Tarife an das West- Niveau bis 1994 vor.