Berliner Polizeireserve als rechte Kaderschmiede

■ Hilfspolizisten sollen überprüft werden

Alle 2.500 Mitglieder der Freiwilligen Polizeireserve in Berlin sollen überprüft werden. Damit reagierte der Senat auf Vorwürfe, die in der Bundesrepublik einmalige Reservistentruppe sei von Rechtsradikalen unterwandert und zahlreiche Mitglieder in Straftaten verwickelt. Zuvor hatte die Innenbehörde Berichte bestätigt, nach denen die Überprüfung von zweihundert Reservisten bei 89 eine kriminelle Vergangeheit offenbart habe. Insgesamt hätten sie 250 Straftaten verübt. Darunter seien Fälle von schwerem Raub, sexuellem Mißbrauch von Kindern und Körperverletzung, berichtete das Magazin Focus. Außerdem sollen 16 Mitglieder rechtsextremen Wehrsportgruppen angehören.

Die Polizeireserve ist seit Jahren im Gerede. Die Feierabend-Polizisten dürfen nach einer insgesamt vierwöchigen Ausbildung Polizeiuniform und Dienstwaffe tragen. Sie werden unter anderem bei Verkehrskontrollen, bei Demonstrationen oder auch zum Schutz von Asylbewerberheimen eingesetzt. Die Gewerkschaft der Polizei in Berlin fordert seit Jahren eine Auflösung der Truppe. Begonnen hatten die Ermittlungen der Polizei, nachdem Ende Januar ein internationaler Waffenhändlerring aufflog. Fünf der Festgenommenen waren Mitglied der Polizeireserve und zugleich aktive Rechtsextreme. Bei ihrer Bewerbung für die Polizeireserve waren sie nicht überprüft worden, obwohl die Männer beim polizeilichen Staatsschutz nicht unbekannt waren. Die Polizei hat nun eine vierzigköpfige Sonderkommission eingesetzt. Gegen zwei Beamte, die für sämtliche Einstellungen zuständig waren, wurden Ermittlungen eingeleitet. Bislang habe sich der Verdacht einer gezielten Unterwanderung durch Rechtsradikale nicht bestätigt, erklärte Polizeipräsident Hagen Saberschinsky. Innensenator Heckelmann räumte derweil „Mißgriffe“ bei der Rekrutierung ein. Es seien „Erkenntnisse über das Vorleben der Bewerber – allgemeinkrimineller wie politisch motivierter Art – im Stadium der Einstellungsprüfung vermutlich ungenügend berücksichtigt“ worden. Tagesthema Seite 3