Ohne ruiniertes Image

NDR präsentierte Zwischenergebnis der Aktion  ■ Gegen das Vergessen

Gegen das Vergessen und für die Erhaltung des Mahnmals Auschwitz hat die vom NDR initiierte Spendenaktion 1,6 Millionen Mark zusammenkratzen können. NDR-Intendant Jobst Plog zog gestern auf einer aufwendigen Pressekonferenz im NDR-Funkhaus eine „Zwischenbilanz“. Vorläufig sollte das Ergebnis deshalb sein, weil der NDR weiterhin unter dem selbst angehefteten Label der Aufklärung und Ausländerfreundlichkeit seine Sendungen ausstrahlen möchte.

Die nicht ganz logische Verknüpfung zwischen der deutschen Denkmalspflege im polnischen Auschwitz und der generellen Ausländerakzeptanz wurde anstandslos hingenommen, schließlich dient das Geld der hochwohllöblichen Aktion einem guten Zweck, nämlich der Restaurierung des 190 Hektar umfassenden Geländes und der wissenschaftlichen Forschung über den Holocaust. Ein Viertel der 1,6 Millionen Mark konnte dem Auschwitz-Museum schon zugewiesen werden. Der Museumsdirektor, Dr. Jerzy Wroblewski, war extra aus Polen angereist und bedankte sich mit bewegenden Worten.

Generell läßt sich gegen die gut angelegte NDR-Promotion-Aktion nicht viel einwenden, politisch schärfer darf sie nicht sein, dann fehlt die breite Unterstützung der Öffentlichkeit, weniger politisch darf sie auch nicht werden, ohne in die Gebiete des reinen Etikettierens zu geraten.

Ähnlich dem Konzept der Mediale, bei dem fast alle kulturellen Aktivitäten der Stadt unter das medienwirksame Dach subsumiert wurden, spannte auch der NDR jede mögliche politische Fernseh- Dokumentation für diese Spendenaktion ein. Circa 40 Beiträge, davon ein Teil Wiederholungen, wurden seit dem 31. Oktober 1992 unter dem Motto Gegen das Vergessen ausgestrahlt. Auch das Polit- Magazin Panorama ließ sich labeln: „Ohne unser Image zu ruinieren,“ konnte Joachim Wagner, Chefredakteur von Panorama, einen Beitrag ankündigen, der gestern abend um 21 Uhr im ersten Programm zu sehen war. Gezeigt wurden rührige

1Szenen, in denen Azubis des Volkswagenwerkes selbst Hand an den baufälligen Zaun des Auschwitz-Geländes legten. Die Mädchen zeigten sich nicht weniger faul: Sie backten

1Kuchen und verkauften Getränke, die Verkaufserlöse ließen sie auf das Spendenkonto fließen. So einfach ist antifaschistische Arbeit. Annette Bolz