Polizei zahlte später...

■ ...aber sie zahlt / Nun denn!

Polizei zahlt später...

... aber sie zahlt / Nun denn!

Ein ungewöhnlicher Brief flatterte da jüngst in den Briefkasten des Polizeipräsidiums. Es war ein Dankesbrief: „Wir bedanken uns für die prompte Bezahlung ihrer Schulden bei uns, nachdem wir fast ein Jahr darauf gewartet haben.“

Absender war die Fahrrad- Werkstatt des Werkhofes in der Bremer Neustadt. Am 24. März 1992 hatte der alternative Betrieb dem Polizeipräsidium eine Rechnung über 293 Mark geschickt. Der Hintergrund: Polizeimeister XY im Einsatz, Passantin X völlig losgelöst im Straßengraben, Fahrrad Y völlig aufgelöst im Eimer. Weil Passantin X aber nichts mit dem Einsatz zu tun hatte, sollte das Polizeipräsidium die Rechnung für die Fahrradreparatur zahlen.

Das Polizeipräsidium ließ sich nicht lumpen. Vom 24.3.92 war die Rechnung, am 10. Februar 1993, knapp ein Jahr später, wurde bezahlt. Das löste beim Werkhof eine Welle der Sympathie aus. Die Rechnungsstelle beim Polizeipräsidium wurde mit einem euphorischen „Nun denn“ begrüßt, ein schönes Beispiel harmonischen Gleichklangs zwischen Unternehmer und Kunde.

Den Rechnungsaufschlag von 10 Mark Mahngebühren und die Androhung eines gerichtlichen Mahnverfahrens drohte das zarte Band des alteingesessenen Großkunden mit der knospenden Alternativwerkstatt aber just zu zerstören. Bis auf die Briefmarke rechnete der Werkhof dem Polizeipräsidium vor, was durch seine „Langatmigkeit... oder mangelnde innerstrukturelle Organisation“ betriebswirtschaftlich an zusätzlichen Kosten aufgelaufen war: Mahngebühr von 10 Mark standen mindestens 44,50 Bearbeitungsgebühren gegenüber: Das Ende der Beziehung?

Mitnichten. Der Werkhof kündigte im gleichen Dankesschreiben an, nicht mehr auf die Zahlung der Mahngebühr zu bestehen, weil es im Hause des Polizeipräsidenten für diesen Spezialfall „endgültig keine Zuständigkeit und somit keine Verantwortlichkeit mehr“ gibt. So ganz aber sind die Schatten noch nicht verschwunden. „Die sind zwar sonst immer diejenigen, die als erstes ihr Geld haben wollen“, sagt Renate Meyer, knöllchengeschädigt und erfahrungsgespickt im Umgang mit dem Polizeipräsidium. Das Polizeipräsidium erklärte gestern gegen 15.30 Uhr, keine Stellungnahme mehr abgeben zu können, weil die Sachbearbeiterin in den Feierabend geglitten sei. Auf dem Fahrrad? mad