Süderelbe als Süßwasserwatt

■ Hafenerweiterung Altenwerder: "Ökologischer Ausgleich" für Naturzerstörung oder watt?

für Naturzerstörung oder watt?

Die geplante Hafenerweiterung in Altenwerder soll durch die Öffnung der Alten Süderelbe ökologisch ausgeglichen werden. Die Pläne für die Ausgleichsmaßnahme im Rahmen der Planfeststellung Altenwerder liegen bis zum 25. März im Amt für Strom- und Hafenbau, den Bezirksämtern Mitte und Harburg und den Ortsämtern Süderelbe und Finkenwerder aus. Hier können sie eingesehen werden, Einwände gegen den Plan können Bürger bis zum 8. April erheben.

Die nach der Sturmflut 1962 abgeschottete Alte Süderelbe soll an zwei Stellen, zum Mühlenberger Loch im Westen und dem Finkenwerder Vorhafen im Osten, mit Sielbauwerken geöffnet werden. Dafür hat der Senat im März 1992 60 Millionen Mark bewilligt. Auf einem Teilstück des ehemaligen Elbnebenarmes sollen wieder Ebbe und Flut abwechseln, eine „gedämpfte Tide“ mit Wasserstandsschwankung von eineinhalb Metern durch Schleusen gesteuert auf- und ablaufen. Ein Biotop soll entstehen mit Süßwasserwatten, Röhrichten und Auwäldern, ein weltweit seltener Lebensraum, der an der Elbe durch Eindeichungen weitgehend vernichtet wurde. Bis die einzigartigen, auf Ebbe und Flut spezialisierten Pflanzen an der Süderelbe wieder sprießen, wird noch viel Wasser die Elbe hinabfließen. Der letzte übriggebliebene Elbeauwald im Naturschutzgebiet Heuckenlock wuchs in 400 Jahren heran.

Dennoch kommt der jetzt ausliegende landschaftspflegerische Begleitplan zur Hafenerweiterung zu dem Schluß, daß die angestrebte zweiseitige Öffnung der Alten Süderelbe einen vollwertigen Ersatz darstellt für die brachliegenden

1Obstwiesen, das naturnahe Grünland, die Bäche und Gräben von Altenwerder mit einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt, die den Containern weichen sollen.

Ganz anders sieht das der Verein „Rettet die Elbe“. Für die Vernichtung von 235 Hektar schutzwürdiger Natur in Altenwerder könne es

1weder Ausgleich noch Ersatz geben, da das 800 Jahre alte Dorf zu den „nutzungsbedingten alten Ökosystemen“ zählt und nicht wiederherzustellen sei. Auch die GAL kritisiert, Umweltbehörde und Senat hätten Altenwerder für ein Linsengericht verkauft. „Mit der halbherzigen Beschlußfassung, zunächst

1nur zwei Öffnungen zu realisieren“, verkomme die neue Alte Süderelbe zu einem Inselbiotop zwischen Betonsperrwerken, Schlickdeponien und Hafenanlagen. Die Öffnung der Alten Süderelbe sei allenfalls ein „Ausgleich“ für die umfangreichen Naturzerstörungen vergangener Jahre. Vera Stadie