Elternprotest gegen teure Kita-Plätze

■ Elterninitiative: Geplante Beitragserhöung ist "Kindersondersteuer" / Im März will Behörde neues Modell vorlegen

ist »Kindersondersteuer« / Im März will Behörde neues Modell vorlegen

Kinder verlieren ihre Freunde, Mütter ihren Arbeitsplatz und Eltern ihr auf Pump finanziertes Haus. Dies könnte eine Folge der geplanten Beitragserhöhung für Kindergartenplätze sein, fürchtet die Elterninitiative der Hamburger Kindergärten. „Die von der Behörde vorgeschlagenen neuen Berechnungsmodelle könnten einige Eltern so stark belasten, daß sie ihre Kinder aus den Horten rausnehmen müssen und die Mütter dann nicht mehr arbeiten können“, sagt Initiativen-Sprecher Klaus Lange.

Die neuen Beiträgssätze sollten ursprünglich schon vom 1.Januar an gelten. Doch die Schulbehörde tat sich offensichtlich schwer: Bereits zweimal zog sie auf Druck der Eltern die Pläne zurück. Und das trotz eindeutigen Senatsauftrags: 10 Prozent mehr soll bei den Eltern kassiert werden, statt 40 Millionen Mark sollen in diesem Jahr 44 Millionen zusammenkommen. Dabei soll das Berechnungsverfahren vereinfacht werden. So sollen nur noch das Einkommen, nicht aber Miete oder Schulden berücksichtigt werden. „Dafür werden Eltern mit einem Einkommen bis 2000 Mark gar nichts bezahlen müssen“, erklärt Jürgen Näther vom Amt für Jugend. Auch nach den neuesten Überlegungen solle dies so bleiben.

Das ist für Klaus Lange Augenwischerei: „Selbst Familien mit Sozialhilfe liegen doch schon leicht über 2000 Mark.“ Für Eltern mit einem mittleren Einkommen (ab 3000 Mark netto) könne die Kinderbetreuung so zwischen 60 und 110 Prozent teuerer werden. Der Höchstsatz, derzeit 150 Mark, kann bei einem Einkommen von 6000 Mark netto auf 750 Mark hochschnellen. Plätze für Geschwister würden dann statt 60 Mark ein Drittel vom Betrag des ersten Kindes kosten. Klaus Lange: „Das ist eine Kindersondersteuer.“ Jürgen Näther lapidar: „Wer 750 Mark zahlt, verdient ja wohl ganz ordentlich.“

Erzieher und Eltern sind sich einig, daß unter den Teuerungen vor allem Frauen leiden werden. Denn sie müssen dann wieder die Kinderbetreuung übernehmen. Auch Kinder seien die Leidtragenden der Behördenpläne. „Kindergärten haben eine wichtige soziale Funktion, denn auch Kinder vereinzeln immer mehr.“

Bis 1996 muß der Senat noch 19500 Kita-Plätze schaffen. Für die Elterninitiative steht fest: Durch diese Maßnahme soll's leichter werden. „Weniger Kinder in den Kindergärten kann man leicht als geringeren Bedarf ansehen. Eltern werden weniger Kinder anmelden, die Wartelisten so verkürzt“, meint Klaus Lange. Am 4. März werden die Eltern wieder laut. Dann ziehen sie mit zwei Demonstrationszügen vors Rathaus. Katrin Wienefeld