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Schwarzenegger go Home!

■ Der No-Budget-Film „El Mariachi“ von Robert Rodríguez im Panorama

Wenn die Bilderfolge eines Comic-Bandes, wie oft gesagt wird, ein auf Papier gezeichneter Film ist, dann ist „El Mariachi“ von Robert Rodríguez ein auf die Leinwand projizierter Comic-Strip. Da ist alles so übertrieben, daß es eine Freude ist. Viel zu laut treten die Stiefel die Straße entlang, Stapf, Stapf!, und die Gewehre krachen Krawummm!, daß man die Sprechblasen noch mitzusehen meint. Zufall ist das nicht: Wohl in kaum einem anderen Land sind die Bilderheftchen von Superhelden und Superromanzen so populäre Massenunterhaltungsmittel wie in Mexiko. Und die „Chicanos“, die in den USA lebenden Mexicano- Amerikaner, haben seit geraumer Zeit ihre eigene vitale Comic- Scene. Aus ihr kommt auch der Regisseur von „El Mariachi“: Lange bevor er eine Kamera in die Hände bekam, hat Robert Rodríguez Comics gezeichnet. Keine schlechte Vorbildung, wie sich zeigt.

Rodríguez ist ganze 24 Jahre alt, und der im „Panorama“ der Berlinale gezeigte „El Mariachi“ ist sein erster 80-Minuten-Spielfilm, gedreht mit einem atemberaubenden No-Budget von sage und schreibe 7.000 Dollar (das ihn zum Filmen ganz automatisch zurück ins Billiglohnland Mexiko führt).

Das Ergebnis ist furios. Souverän verquirlt Rodríguez' Persiflage den Mariachi-Sänger seines Filmtitel, Inbegriff mexikanischer Folklore und mexikanischen Kitsches, mit Action-Movies aller Preis- und Gewichtsklassen, ob Western oder Crime, vom Dschungelhelden bis zum Terminator. So entkommt der schmalbrüstige Barde mit der Kleinen-Jungen-Stimme seinen Verfolgern, indem er eine Liane aus dem Gewirr der Telefonkabel über der Straße ergreift und sich tarzangleich vom Balkon schwingt. Denn wieder hat das bewährteste aller Verwechslungsspielchen zugeschlagen: Der Gitarrenkoffer des Mariachi mit seiner Gitaaarrrre, und der Gitarrenkoffer des großen Gangsterbosses Marke Pablo Escobar, voll mit Messern, Pistolen und kruden Knarren. Und während der versehentlich gejagte Jüngling anfangs noch seine Killer sich gegenseitig abknallen läßt, ohne selber etwas zu tun oder auch nur zu verstehen, endet er als Arnold Schwarzenegger im Fliegengewicht, der mit seiner abgesägten Flinte cool wie' n Terminator durch die staubigen Straßen zieht.

Rodríguez filmt das frisch von der Leber weg, spielt lässig auf der Klaviatur von Zeitlupe und Zeitraffer und zelebriert die dem Comic entlehnte, auf permanente Übertreibung angewiesene Bildersprache in drastischen Großaufnahmen. Wenn da die Cola-Flasche drohend über den Tresen geschoben wird, knallt sie einem auf der Leinwand meterhoch entgegen.

Das ist so lustvoll und auch handwerklich so gut gemacht, daß für diesen neuen lateinamerikanischen Film der anderen Art schon ernste Gefahr besteht: Der Regisseur, so die freundliche Ansage vor der Vorführung, könne leider nicht persönlich anwesend sein, weil vor wenigen Wochen Columbia Pictures seinen Film gekauft hat und er für sie auf Werbetour gehen muß. Oh shit. Bert Hoffmann

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