Weiterfahrt verboten

■ Serbischer General blockiert Hilfslieferungen für Ostbosnien

Sarajevo (dpa/AP) – Die militärische Führung der bosnischen Serben hat auch am Dienstag die Versorgung der muslimischen Bevölkerung im Osten Bosniens durch die UNO blockiert. Ein Konvoi mit rund 60 Tonnen Lebensmitteln und Medikamenten wartete in Zvornik an der Grenze Serbiens zu Bosnien schon den dritten Tag auf die Erlaubnis des bosnisch-serbischen Militärs zur Weiterfahrt in die von Serben belagerte Stadt Cerska. Dort sind rund 25.000 Menschen vom Hungertod bedroht.

Der Kommandeur der serbischen Einheiten in Bosnien, General Ratko Mladic, hatte dem Lastwagenkonvoi des Flüchtlingshilfswerks der UNO (UNHCR) ausdrücklich die Weiterfahrt verboten. Nach Angaben des UNHCR- Büros in Zagreb sagte Serbenführer Radovan Karadžić zu, „alles zu tun“, um dem Konvoi die Einreise zu ermöglichen. Karadžić habe jedoch darauf aufmerksam gemacht, „daß die Moslems möglicherweise beabsichtigten, die Lastwagen anzugreifen“.

Unterdessen stellte das UNHCR alle Versorgungsfahrten und auch die internationale Luftbrücke nach Sarajevo vorerst ein, da sämtliche Lebensmittellager in der bosnischen Hauptstadt „überfüllt“ sind. Grund für diese Ansammlung von Hilfsgütern ist die Weigerung der bosnischen Regierung, Hilfsgüter für die Bevölkerung zu akzeptieren, solange die Muslime in den belagerten Städten im Osten Bosniens nicht versorgt werden.

In Genf kritisierte das UNHCR die Haltung der bosnischen Regierung als „politisches Spiel“ mit der humanitären Hilfe.

Schwere Artillerieangriffe aus serbischen Stellungen erschütterten auch am Dienstag die bosnische Hauptstadt. Nach Berichten des bosnischen Rundfunks konzentrierten sich die serbischen Artilleristen auf die Stadtmitte sowie auf die seit Tagen umkämpften westlichen Vororte Stup und Azici. Ziel der serbischen Angriffe ist nach Meinung von Beobachtern die Eroberung der durch die Vororte führenden Hauptstraße vom Flughafen in die Innenstadt. Dies würde zu einer Festigung des serbischen Belagerungsringes um Sarajevo führen.

Die Regierung in Sarajevo erklärte am Dienstag, in dem vor zehn Monaten begonnenen Bosnienkrieg seien allein in den unter Kontrolle der Regierung stehenden Gebieten 134.208 Menschen getötet oder als vermißt gemeldet worden, 146.158 Personen seien verwundet worden.. Nach UN-Berichten wurden durch den Krieg in Bosnien über 1,5 Millionen Menschen zu Flüchtlingen.