Saga gibt klein bei: Oestmann darf bleiben

■ Der streitbare Elbfischer erhielt nach Gerichtsvergleich unbegrenzten Mietvertrag für sein Haus in Altenwerder / Saga muß renovieren

in Altenwerder / Saga muß renovieren

„Das geht ja wie auf einem Basar zu“, wunderte sich Elbfischer Heinz Oestmann. Eine halbe Stunde feilschte sein Anwalt Michael Günther gestern mit dem Advokaten der Saga um Pfennigbeträge, bevor feststand, welchen Mietzins der „Störtebeker von Altenwerder“ in Zukunft an die städtische Wohnungsgesellschaft entrichten muß. Zwar muß der 42jährige in Zukunft tiefer in die Tasche greifen, dafür erhält er aber einen unbefristeten Mietvertrag für sein Heim am Dreikatendeich, eines der letzten bewohnten Häuser im Hafenerweiterungsgebiet Altenwerder.

Außerdem wurde das Untermietverhältnis mit der Familie Soller, die den unteren Teil des dreigeschossigen Hauses bewohnt, durch den am Mittwoch vor dem Harburger Amtsgericht geschlossenen Vergleich endgültig legalisiert.

Von der Räumungsklage der Saga gegen Oestmann blieb am Ende nur noch die Mieterhöhung übrig. Während es für den ersten Stock bei einer Kaltmiete von 1,70 Mark pro Quadratmeter bleibt, muß der streitbare Fischer für die Fläche im Erdgeschoß und im Souterrain zukünftig 4 Mark pro Quadratmeter berappen.

Dafür verpflichtete sich die Saga, lange überfällige Reparaturmaßnahmen an dem 1905 erbauten Haus vorzunehmen. „Da haben Sie aber ein gutes Geschäft gemacht“, verriet der Vorsitzende Richter Günter Wunsch Heinz Oestmann. Wunsch hatte den Saga-Vertretern bereits im Oktober angedeutet, daß ihr Räumungsbegehren vor seiner Kammer keine Chance auf Erfolg hätte.

Oestmann-Anwalt Michael Günther begrüßte im Anschluß an den letzten Verhandlungstag, daß „die Rechtsposition“ seines Mandanten „durch den neuen Mietvertrag stabilisiert“ worden sei. Sollte es im Rahmen der Hafenerweiterungspläne der Hansestadt zu einer Zwangsenteignung Oestmanns kommen, dann hat der Elbfischer „einen eindeutigen Rechtsanspruch auf gleichwertigen Ersatz“.

Doch gerade das wollen Günther und Oestmann zusammen mit Umweltverbänden und den Hamburger Grün-Alternativen verhindern. In das angelaufene Planfeststellungsverfahren zur Hafenerweiterung wollen sie mit zahlreichen Einwendungen und Klagen eingreifen und so die ehrgeizigen Pläne der Wirtschaftsbehörde zu Fall bringen.

Das von Oestmann und seiner sechsköpfigen Familie bewohnte Haus befand sich bis 1978 im Besitz seiner Eltern. Nur auf „erpresserischen Druck“ der Stadt habe seine Mutter das Gebäude an die Stadt verkauft, die es ihm dann zunächst für eine Miete von nicht einmal 200 Mark überließ. Marco Carini