Berlinalie

Eine Frau sah rot: Bekanntermaßen gleicht das Nervenkostüm der Filmjournalistin während der Berlinale dem Gefieder eines gerupften Hühnchens — eine sehr fadenscheinige Angelegenheit also, die bei der erstbesten Gelegenheit in lautes Gegacker und Flügelschlagen umschlagen kann. Dies widerfuhr der Berichterstattenden (glossenweise in der taz vom 16.2 belegt), als die Kassiererin eines Kinos, in dem sie sich vorwitzig heimisch fühlt, ihr auseinanderzusetzen versuchte, daß sie da nicht so ohne weiteres einmarschieren könne. Denn als einziges Berlinale-Kino wird das Arsenal dem breiten Publikum offengehalten, Journalisten sollen nach Möglichkeit die Pressevorführungen im Haus der Kulturen der Welt besuchen. Wie Absalom durch einen mutig ins Feld ragenden Ast im kühnen Tatendrang gebremst, hexelte die Aufgehaltene ihre Aufregung daraufhin in einem munter-jähzornigen Gestus in die Maschine, der vor allem von der betroffenen Kassiererin selbst als vernichtend empfunden wurde; ihr Ton erschien (und scheint) der jäh Gebremsten aber auch gar zu schnippisch-belehrend und öffentlich- vorführend. Daß sich die genervte Journalistin aber damit in die Reihe jener ihrer Zunft eingereiht zu haben scheint, die das Personal aus der Höhe ihrer druckpresserischen Allmacht zur Sau machen wollen — das läßt ihr denn doch keine Ruhe. Zu vernichten war keineswegs die Absicht: Entschuldigung. mn