Kroatische Kriegsparteien verhandeln in New York

■ Wiederaufnahme der Bosnien-Verhandlungen auf das Wochenende verschoben

Genf/New York (taz) – In Gesprächen mit der Zagreber Regierung und den kroatischen Serben versuchen die Vermittler von UNO und EG, Cyrus Vance und David Owen, seit Dienstag in New York, die Voraussetzung für eine Verlängerung des am nächsten Sonntag auslaufenden Mandats der UNPROFOR-Truppen in Kroatien zu schaffen. Die Wiederaufnahme der Verhandlungen über Bosnien wurde unterdessen auf das Wochenende verschoben, weil der neue US-Sonderbeauftragte Reginald Bartholomew nach seiner Rückkehr aus Moskau noch Konsultationsbedarf mit der Clinton-Administration in Washington hat. Auf Berichte verschiedener Medien, er werde im März seinen Auftrag als UNO- Vermittler an Generalsekretär Butros Ghali zurückgeben, reagierte Vance zunächst nicht.

In einem Bericht an den UNO- Sicherheitsrat hatte Ghali Ende letzter Woche die Beendigung des UNPROFOR-Mandats für Kroatien als die wahrscheinlichste von drei Optionen bezeichnet, falls sich die Regierungstruppen nicht auf die vor Kriegsbeginn am 22. Januar gehaltenen Positonen zurückziehen und die Serben die aus UNPROFOR-Depots erbeuteten Waffen nicht zurückgeben. Dazu hatte der Sicherheitsrat die beiden Kriegsparteien in seiner Resolution 802 vom 23. Januar aufgefordert. In einem Brief an Ghali war der kroatische UN-Botschafter Meriu Nabilo jedoch nicht auf die Resolutionen eingegangen und hatte lediglich die Bereitschaft zum Rückzug der kroatischen Truppen unter bestimmten Bedingungen signalisiert.

Über einen Waffenstillstand hinaus wollen Vance und Owen auch eine Vereinbarung über den Beginn der anderen im UNO-Plan vorgesehenen Punkte erreichen: die volle Wiederherstellung der Autorität kroatischer Behörden in den von Serben besetzten Gebieten sowie die Rückführung von Flüchtlingen. Damit soll die Zustimmung der Regierung Tudjman zu einer Verlängerung des UN- Mandats erreicht werden.

Im Gespräch ist außerdem, den UNO-Soldaten – wie von Tudjman verlangt – in einem erneuerten Mandat zusätzliche Befugnisse zur Durchsetzung des UNO-Planes zu geben. Den „Präsidenten“ der selbsternannten „Serbischen Republik Krajina“, Goran Hadžić, drängten Vance und Owen am Dienstag, die Forderung nach einem eigenen Staat fallen zu lassen und sich mit einem „weitgehenden Autonomiestatus“ zufrieden zu geben. Dieser Status ist bisher im Detail nicht definiert, wie der Sprecher der beiden Vermittler, Fred Eckard, gegenüber der taz erklärte.

In New York, wie in Washington und Moskau herrscht noch immer Unklarheit, in welcher Form und mit welchen Kompetenzen Bartholomew und der inzwischen von Rußland benannte Sonderbeauftragte Vitaly Tschurkin an den Bosnien-Verhandlungen teilnehmen sollen – ob dauerhaft und gleichberechtigt mit Vance und Owen oder nur sporadisch, um Interessen ihrer beiden Regierungen einzubringen. Hinweise auf einen möglichen Rücktritt von Vance — den gestern CNN und der französische Rundfunk ankündigten — gab es aus der engsten Umgebung des UNO-Vermittlers schon seit geraumer Zeit und verstärkt seit der Kritik aus der Clinton-Administration an dem von Vance und Owen vorgelegten Plan für Bosnien. Andreas Zumach