„Nacht der 1000 Feuer“ im Revier

■ Dortmunder Stahlkocher blockierten B1

Dortmund (taz) – Mehrere tausend Stahlarbeiter haben in der vergangenen Nacht in Dortmund die zentrale Ost-West-Verbindung des Reviers, die A430/Bundesstraße 1, total blockiert. Kurz nach 18 Uhr trafen die ersten Stahlkocher an der zum Kundgebungsplatz umfunktionierten Kreuzung Voßkuhle ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Polizei den Verkehr schon weiträumig umgeleitet. Dort, wo sich gewöhnlich auf 4 Spuren ein unablässiger Strom von Blechkisten durch die Stadt quält, wurden nun Bühnen aufgebaut und Transparente entrollt. Für die lange Blockadenacht hatten örtliche Rockbands, das Dortmunder Theater, Jazzensembles und Straßenmusiker ihre Unterstützung zugesagt. Wegen der frühzeitigen Umleitung des Verkehrs erwartete die Dortmunder Polizei „keine größeren Staus“. Der Düsseldorfer Innenminister Herbert Schnoor verteidigte die Entscheidung der Polizei, die Blockade zuzulassen. Es sei richtig gewesen, angesichts der „ohnehin aufgeheizten Atmosphäre in Dortmund“ der Demonstrationsfreiheit Vorrang vor den Interessen des Straßenverkehrs eingeräumt zu haben. Die Dortmunder Hoesch-Arbeiter befürchten, daß ihre Rohstahlbasis – und damit rund 3.500 Arbeitsplätze – im fusionierten Krupp-Hoesch- Konzern ganz stillgelegt werden könnte.

Bundeskanzler Kohl und Wirtschaftsminister Rexrodt haben unterdessen die gewerkschaftliche Forderung nach einer nationalen Stahlkonferenz erneut zurückgewiesen. Die Bonner Regierung will den Kapazitätsabbau im Stahlbereich weiterhin in erster Linie dem Markt überlassen. Das ist auch die Position der EG-Kommission, die sich gestern in Brüssel äußerte. Der Abbau von etwa 50.000 Arbeitsplätzen in der EG-Stahlindustrie soll lediglich mit 500 Millionen DM aus der Brüsseler Kasse sozial flankiert werden. Dagegen will die IG Metall am 26. März in Bonn demonstrieren. J. S.