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Altenheim schließt

■ Heimleiter: Junkie-Container sind schuld

Altenheim schließt

Heimleiter: Junkie-Container sind schuld

„Die Kündigungen habe ich noch nicht weggeschickt“, sagt der Leiter des Altenpflegeheims Möller in Oberneuland, aber die Heimbewohner und ihre Angehörigen gehen fest davon aus, daß das Haus am 30. April seine Pforten schließt. Von den ehemals sieben Kräften des Pflegepersonal teilen sich im Moment noch vier die Arbeit. Zehn Schwerstpflegefälle sind noch im Haus, für die neue Heimplätze gefunden werden müssen.

Reinhard Momme, Leiter des Altenpflegeheimes, will das Ende mit den Plänen für die Junkie-Unterbringung auf der gegenüberliegenden „Fohlenwiese“ in Zusammenhang bringen. Er habe, so erklärte er gegenüber der taz, schriftliche Kündigungen vorliegen, in denen dies auch als Kündigungsgrund angegeben worden sei. Die „Besuchersicherheit und die Sicherheit der alten Leute“ sei nicht mehr gewährleistet.

Alexander Künzel, Leiter der Bremer Heimstiftung, weiß jedoch von ganz anderen „Gerüchten“: Das Heim habe seit einem Jahr immer mal wieder schließen wollen, lange bevor von Containern auf der Fohlenwiese überhaupt die Rede war. Da das Pflegeheim „schlecht beleumundet“ sei, so Künzel, handele es sich vielleicht auch um finanzielle Probleme. Während in der Sozialbehörde seit längerem solche Finanzprobleme bekannt sind, behauptet Heimleiter Momme, diese seien erst akut geworden, seit von den Junkie- Containern die Rede ist.

„Ich hätte schon Angst, wenn die Container aufgestellt würden“, räumt eine seit 15 Jahren im Haus beschäftigte Altenpflegerin ein, „aber ob ich deshalb kündigen würde...?“

Entschieden dementiert die Sozialbehörde die Behauptung des Heimleiters, sie habe dem Heim keine Pflegefälle mehr zugewiesen, um sich das Haus für obdachlose Junkies unter den Nagel zu reißen. „Die Ämter für Soziale Dienste weisen keine Heimplätze zu“, sagt dazu die Sprecherin der Sozialsenatorin, und: „Wir suchen immer und überall Häuser“. Kerstin Mechthold

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