Der Meister der Kleidungsverschlüsse

Hamburger Antiquitätenhändler besitzt  ■ größte Knopfsammlung der Welt / Sammelobjekt mit Zukunft

Wer im Lexikon unter „Knopf“ nachschlägt, wird nicht gerade umfassend informiert: „Kleidungsverschluß aus verschiedenem Material“ heißt es lapidar. Obwohl eigentlich unverzichtbar, weckt das praktische Accessoire hierzulande nur sporadisches Interesse. Nicht aber bei Srenick Kumar Nowlakha: Für ihn sind Knöpfe einzigartig. Der Sohn eines indischen Maharadschas, Antiquitätenhändler in Hamburg, sammelt diese Verschlüsse und ist seit fast zwei Jahrzehnten Besitzer der größten Knopfsammlung der Welt.

„Ich bin ein verrückter Mensch, also sammle ich verrückte Dinge“, lacht der 47jährige und wandert an vollen Regalen entlang, in denen sich nur das eine stapelt: Knöpfe, Knöpfe, Knöpfe. In allen Farben und Formen, aus allen denkbaren Materialien und mit Tausenden von Motiven. Den Überblick hat er längst verloren, „aber zwei Millionen sind es bestimmt“.

Den Großteil der Sammlung hat er 1975 auf einen Schlag in Indien gekauft. Eine Versicherung hatte von einer Firma ein Lager mit Millionen von Knöpfen übernommen. Nowlakha, der für einen Kunden 10000 Stück besorgen sollte, hörte von dem Vorrat, sah ihn sich an — und kaufte gleich alles. „Ich weiß nicht warum, aber plötzlich war ich so fasziniert, daß ich sie einfach haben mußte“, sagt er. 20 Angestellte sortierten danach zwei Jahre lang unbrauchbare und wertlose Exemplare aus. Behalten hat Nowlakha nur die Schönsten — und zog vor zwölf Jahren mit 600 Kilo handverlesener Knöpfe nach Deutschland.

Wahre Kostbarkeiten warten seitdem in Kisten und Dosen auf Käufer und Betrachter: Etwa ein Knopf aus blauschimmernd geschliffenem Kristall oder geschnitztem Elfenbein. Art-deco- und Jugendstil-Knöpfe besitzt Nowlakha ebenso wie die seltenen englischen Lüsterglas-Exemplare, deren Produktion 1910 eingestellt wurde. Auch dabei: handgemachte Keramikknöpfe, Perlmutt- und Halbedelsteinverschlüsse. Ob Nofretete, Mozart oder Mickymaus — Nowlakha kann mit jedem nur denkbaren Motiv dienen. Sein Prunkstück, ein handbemaltes Stück aus Meißner Porzellan im Wert von 3000 Mark, ist allerdings nicht mehr zu haben. Er hat es seiner Schwiegermutter geschenkt.

Bisher hat Nowlakha noch mit dem Verkauf seiner Sammlung gewartet. Während in Amerika der

1Knopf schon längst zum Kunstobjekt geworden ist und sich eine Sammlerszene etablierte, erwacht in Deutschland das Interesse erst langsam. „Aber der Markt wird

1jetzt reif für Knöpfe“, sagt Nowlakha zuversichtlich. Und schickt sich an, seine Sammlung zu verkaufen. Stückweise (Preis zwischen zwei und 25 Mark pro Stück) oder

1auch im großen Stil. Im Hamburger Auktionshaus Dr. Heuser & Grethe soll am 27. März ein Teil der Knöpfe unter den Hammer kommen. Anika von Greve/dpa