Operation Magie gelungen

■ Zwei Performances von Horst Gläsker und Maverick Queck in den Kammerspielen

und Maverick Queck in den Kammerspielen

Nach kurzen Trailer-Auftritten in der Deichtorhalle während der ersten Woche der MEDIALE präsentierten die Kammerspiele nun in einer ungewöhnlichen Kombination die Theaterperformances von Horst Gläsker und Maverick Queck. Obwohl durch ein ähnliches Thema verbunden, nämlich die Grundelemente, hier in ihrer europäischen, dort in ihrer asiatischen Variante, konnten die beiden Teile kaum unterschiedlicher sein.

Gläsker, ein Stadtindianer wie er im Buche steht, schwelgte im grellen Farbenrausch und bediente sich computergesteuerter Diaprojektoren, die hektische Sequenzen auf die Leinwand der Hinterbühne warfen. Queck und sein malender Kompagnon Ling Jian dagegen entwarfen einen kühlen Raum, auf dessen Leinwand gemalt wurde, und Queck ertanzte sich in kultischer Reduziertheit eine langsame Steigerung.

Auch in der Ausstattung prallten Welten aneinander. Gläsker mit blau geschminktem Gesicht und wilden Kostümierungen für sich und seine zwei Partnerinnen stand eine Nacktheit gegenüber, die nur von einem Lendenschurz gebremst wurde.

Dennoch verband beide Performances die Operation Magie. So zelebrierte Gläsker seinen Malkasten-Schamanismus mit ziselierter Geräuscharbeit und archaischer Ornamentik. Mit langen Ruten erzeugte das Trio erst ein Windkonzert, danach entlockte Gläsker, gemäß dem Goetheschen Motto „Die Seele des Dings ist der Ton“, einem Tisch die abenteuerlichsten Klangvariationen, um schließlich in Papageno-Montur mit einem Blasebalgkonzert mit gequälten Scating- Einlagen zu enden. Ein schräges Konzert, dessen gnadenlos bunte Ausgestaltung und unbedingte Esoterik sicherlich Geschmackssache ist.

Leise und behutsam begann dagegen nach der Pause das Ming-Bildtheater. Jian zog in langsamen Bewegungen einen Quast an einer Bambusstange über das Leinen und entwarf große, fremdartige Schriftzeichen, die später in ein grafisches Großbild übergingen. Zu Vogelgezwitscher, asiatischen Sprachfetzen und New Age-Musik entwickelte Queck dann elegant ein Spiel mit der Bewußtwerdung. Zwischen unbefleckter Seins-Gewahrseins-Seligkeit und zivilisatorischer Neugier spielte er Dämonisches, Pantomimisches und Verzweiflung. In fünf Sandhaufen mit den Symbolen der Elemente entdeckte er die Welt, deren Erkennen für ihn mit Kastration endete.

Die stellenweise etwas gestelzte Erhabenheit der Ausführung bekam Queck immer wieder durch artistische und ästhetische Bewegungen in den Griff, und das Publikum dankte es ihm mit langem Applaus und Bravo-Rufen. Till Briegleb