Termine-Chaos bei Tischler-Azubis

■ Tischler-Innung gibt Gesellenbrief erst einen Monat später aus / Senatorin Raab verspricht Klärung am Runden Tisch

aus / Senatorin Raab versprich Klärung am Runden Tisch

Viel Aufregung an der Gewerbeschule 6 für Maler und Tischler in der Hamburger Straße. Donnerstag früh stimmten 150 SchülerInnen auf einer Vollversammlung einstimmig für Streik. Anlaß: Obwohl viele Azubis schon Ende Juli ihre Lehre beenden, will die Tischler-Innung die Gesellenbriefe erst am 31. August austeilen. Folge für den Tischlernachwuchs: Ihre Ausbildungszeit verlängert sich um vier Wochen. Eine Zeit, in der sie keinen rechtlichen Anspruch auf Ausbildungsvergütung oder sonstige Bezahlung haben. Mit anderen Worten, wenn es dem Chef behagt, kann er den Azubi zum Lehrlingstarif weiterbeschäftigen oder ihn entlassen.

Der Schülerrat der G6 hatte bereits Ende November einen offenen Brief an die Innung verfaßt, in dem er auf weitere negative Konsequenzen dieser Terminregelung aufmerksam machte. Alle weiterführenden Schulen beginnen am 1. August: Ist der Azubi erst offiziell vier Wochen später fertig, muß er bis zum nächsten Schuljahr warten. Noch in einem weiteren Punkt setzt die Innung eigenwillige Termine: Künftig, so ihre Empfehlung an die Betriebe, sollten alle Ausbildungen erst zum 1. September beginnen. Da die Berufsschule aber schon im August anfängt, so die Kritik des Schülerrats, stehen die Azubis einen Monat lang ohne Lohn und Versicherungsschutz da. Der Stil dieses offenen Briefes, so antwortete Innungs-Geschäftsführer Hendrik Detlefsen, entspreche nicht seinem Niveau.

Nun fügte es sich, daß sich für gestern allerhand Prominenz in der Berufsschule angesagt hatte. Nebst Schulsenatorin Rosemarie Raab sollte auch Innungs-Obermeister Waldemar Pfeiffer ein neues CNC- Bearbeitungszentrum einweihen. Die Berufsschüler wollten sich mit Plakaten vor den Eingang stellen. Doch ein Anruf aus der Schulbehörde veranlaßte den Rektor, auf seine Schützlinge einzuwirken. Wenn es Schülerproteste gebe, so hieß es, werde die Senatorin nicht kommen. Auch sollten die Schüler den Protest nicht mehr Streik nennen, um sich keine Sympathien zu verscherzen. So kam es, daß man bis zum Nachmittag geduldig vor der Tür ausharrte, während die bildungpolitische Prominenz drinnen Häppchen naschte.

Schließlich überwanden die Tischler-Azubis die Scheu vor soviel Schlips und Kragen und stellten Waldemar Pfeiffer zur Rede. Der späte Termin sei nötig, so der In-

1nungs-Chef, da die Sommerferien ungünstig früh liegen. Würde die Prüfung zum 31. Juli abgewickelt, müßte die Innung eine Lehrzeitverkürzung beantragen. Dazu Schulsprecher Bernd Oswald: „Völliger

1Quatsch. Die Maler-Azubis werden auch zum 31. Juli geprüft.“

Rein rechtlich hat die Innung das letzte Wort. Doch die höfliche Zurückhaltung der Schüler gegenüber der Senatorin hatte auch sein Gu-

1tes. „Das muß geklärt werden“, versprach sie beim Durchhuschen zum nächsten Termin. Nächste Woche werde die Schulbehörde alle Beteilgten an den Verhandlungstisch bitten. Kaija Kutter