Kunick 1991: "Dem Senatspräsidenten nicht hinterherdackeln..."

Kunick 1991: „Dem Senatspräsidenten nicht hinterherdackeln...“

Am 4. Dezember 1991 tagte der Unterbezirk West der Bremer SPD. Konrad Kunick, SPD-Mitglied im Bremer Westen, hatte gerade erfahren, daß er definitiv nicht im neuen Senat vertreten sein würde.

In einer radikalen Rede forderte er dazu indirekt zur Revolte gegen Klaus Wedemeier auf. Aus aktuellem Anlaß zitieren wir einige Passagen aus Kunicks Rede:

„Wir müssen über den Konflikt, den wir haben, frei reden können. Und ich will eins ganz deutlich sagen: Ich stehe diesem Präsidenten für eine Senatsbildung nicht mehr zur Verfügung. Das ist vorbei. Im Bremer Senat unter Bürgermester Klaus Wedemeier: Nein. (...)

Was mir an der Personaldiskussion leid tut ist, daß wir so reden, als wenn wir nur Frauen von außen brauchen könnten. Und die Genossin Gaertner hat mir gut gefallen. Manchmal könnten wir auch Männer von außen brauchen. Richtige Männer, wie zum Beispiel Johannes Rau. (...)

Ich plädiere dafür, diese Koalition zu machen. Ich plädiere aber auch dafür, sich auf Streit einzurichten und die Sozialdemokraten in dieser Koalition zu stärken, in der Art, in der wir unser Politikmachen und unser Streiten verändern. Das wird keine sozialdemokratische Regierung sein. Das ist eine Kompromißregierung. In Folge dessen muß eine klare sozialdemokratische Linie dagegen gezogen werden.

Da können Landesvorsitzende nicht hinter dem Präsidenten des Senats hinterherdackeln, dem sowieso mancherlei komische Dinge innerhalb der kürzesten Zeit einfallen. Da muß eine klare Furche gezogen werden. (...)

Hier in diesem Raum ist Klaus Wedemeier mit zwei Stimmen Mehrheit Präsident des Senats geworden, lieber Henning. Und er ist alternativlos. Ich habe Dich ja gefragt, ob Du unter den Umständen des hohen Wahlverlustes die Dinge anders siehst, als ihn zu unterstützen. Und Du hast gesagt: Du unterstützt ihn klar. Wir machen das mit ihm. Aber die Spielregeln müssen sich ändern. So wie das bis heute gegangen ist, so geht das nicht mehr weiter...“