Kunick, Pensky und vielleicht Scherf

■ Drei KandidatInnen für den Landesvorsitz der SPD / Scherf will lieber Senator bleiben

Angelika Pensky und Konrad Kunick bewerben sich bei der SPD um den Landesvorsitz, Bildungssenator Henning Scherf nur dann, wenn der SPD-Landesparteitag Parteiamt und Regierungsamt in einer Person zuläßt. Siegfried Ziegert, der sich ebenfalls für das Amt beworben hat, zog seine Kandidatur gestern Mittag wieder zurück, Diese Kandidatenliste präsentierte gestern der kommissarische SPD-Vorsitzend Harald Stelljes nach der SPD-Vorstandssitzung, zu der alle Kandidaten geladen waren. Damit ist das Rennen um die Bewerber für die Amtsnachfolge von Horst Isola gelaufen.

Der heutige SPD-Parteitag zur Jugendpolitik muß über die Möglichkeit von Partei- und Regierungsamt entscheiden. Der Ortsverein Gröpelingen hat beantragt, die Ämtertrennung beizubehalten, die 1972 u.a. auf Betreiben Scherfs von einem Landesparteitag beschlossen worden war. Der Ortsverein Schwachhausen-West

Konrad Kunick: „Es muß eine Furche gezogen werden"

hierhin den mann

mit nicht so

vielen haaren

hat dagegen beantragt, die Trennung von Partei- und Regierungsamt aufzuheben. Möglicherweise wird die Entscheidung über diesen Streitpunkt aber auch erst am Tag der Wahl des neuen Vorsitzenden (20.3.) fallen: Der Antrag aus Gröpelingen ist nicht fristgerecht eingereicht worden und wird deshalb möglicherweise vertagt.

Kunicks und Scherfs Bewerbungen kamen gestern nachmittag nicht überraschend. Bereits gegen Mittag war die Gerüchteküche übergekocht und die beiden altvorderen SPDler inoffiziell bestätigt worden. Das war auch der Grund, warum Ziegert seine Kandidatur zurückgezogen hat. „Es ist unglaublich, wie der Präsident des Senates Kunick den Weg geebnet hat“, erklärte er, die „In-Group“ der SPD habe sich bei dieser Kandidatur durchgesetzt. Ziegert bleibt im SPD-Vorstand.

Angelika Pensky reagierte gelassen auf die Kandidatur Kunicks und Scherfs. „Das sind auslaufende Modelle. Die Ursache für Politikverdrossenehit ist doch, daß die Parteien zu sehr das Geschäft der Regierenden besorgt haben.“ Sie stehe für die Parteierneuerung. Zwar habe sie keine feste Lobby in der Partei, dafür aber „vertretbar gute Chancen“, weil sie Stimmen aus allen Unterbezirken sammeln könne.

Die Karten sind bunt gemischt. Bildungssenator Scherf weht in seinem Unterbezirk seit der letzten Wahlniederlage ein harter Wind entgegen. Dortselbst ist auch Konrad Kunick beheimatet, der bei der letzten Wahl zum Landesvorsitzenden als Gegenkandidat zu Horst Isola ins Rennen geschickt wurde (und sich UB-intern gegen Siegfired Ziegert durchgesetzt hatte), aber gegen Isola deutlich verloren hatte. Der UB-Ostträgt dem Vernehmen nach auf

keinen Fall Kunick, die Herzen schlagen zwischen dem ehemaligen Juso-Zögling Scherf und der neuen Kandidatin Pensky.

Bleiben die beiden Unterbezirke aus dem hohen und nicht ganz so hohen Norden. Aus Bremen-Nord hört man bittere Klagen über die Dreistigkeit, mit der Wedemeier seinen Wunschkandidaten Kunick inthronisiert habe. „Kunick und Scherf stehen für alle die, die um ihr Amt oder Posten Angst haben.“ Die Partei müsse erkennen, daß sie keine „großen Lichtgestalten“ mehr hat und von vorne anfangen muß. „Wenn jetzt ein Neuer oder eine Neue kommt, dann könnten Partei und Vorsitzender voneinander lernen.“

Aus Bremerhaven hört man moderate Töne, nur „über den Kandidaten Kunick wundern wir uns doch“. Den Bremerhavenern ist der ehedem, gescheiterte Vorsitzendenkandidat und Ex-Senator Kunick vor allem eine Stellungnahme zum Sturz von Wedemeier und sein Vorstoß in Richtung Große Koalition im Dezember 1991 schuldig.

Markus Daschner