Expreß-Abi für Cracks

■ Modellversuch auf drei Gymnasien begrenzt / In zwölf Jahren zur Hochschulreife / GEW spricht von "Faulem Kompromiß"

Berlin. Drei Berliner Gymnasien werden mit dem neuen Schuljahr ein Expreß-Abitur in nur zwölf statt wie üblich 13 Jahren anbieten. Wie die Fraktionsvorsitzenden Klaus Landowsky (CDU) und Ditmar Staffelt (SPD) nach der Koalitionsrunde am Donnerstag abend mitteilten, soll der Modellversuch jedoch nicht – wie von Schulsenator Jürgen Klemann (CDU) gefordert – auf weitere Schulen ausgedehnt werden. Auch werde die sechsklassige Grundschule erhalten bleiben.

Nach Angaben von Landowsky soll es an den betreffenden Schulen in Zehlendorf, Spandau und Wilmersdorf jeweils eine „Expreß- Klasse“ geben. Die Schüler wechseln nach der vierten Klasse von der Grundschule auf das Gymnasium, wo sie nach der 12. Klasse das Abitur ablegen. Zulassungsbestimmungen wird es nicht geben. – Darüber hinaus sprachen sich beide Seiten dafür aus, den im Sommer auslaufenden Schulversuch zur zweisprachigen Alphabetisierung – Deutsch-Türkisch – fortzusetzen. Zudem haben sich CDU und SPD darauf verständigt, die von großen Berliner Unternehmen geforderte Berufsakademie in Berlin einzurichten. Ab September sollen dort zunächst 200, später bis zu 1.000 Frauen und Männer studieren können. Ob es bei der Akademie bleibt oder ob sie gegebenenfalls in eine Fachhochschule umgewandelt wird, soll nach zwei Jahren entschieden werden.

Als einen „faulen Kompromiß“ bezeichnete der Landesvorsitzende der GEW, Erhard Laube, den Schulkompromiß. Wie er in einer Presseerklärung hervorhob, habe Schulsenator Klemann beabsichtigt, an fünf Gymnasien insgesamt sieben sogenannte Schnelläuferklassen einzurichten. Immerhin seien seine Pläne, in jedem Bezirk ein Schnelläufergymnasium einzurichten, vorläufig vom Tisch. Offenbar seien die Koalitionsparteien beeindruckt gewesen von dem „Widerstand aus der Elternschaft gegen die Aushöhlung der bewährten sechsjährigen Grundschule“.

Der Landesschulbeirat verwies in einer Presseerklärung auf von ihm bereits früher geäußerte Bedenken gegen das Expreßabitur. Schulsenator Klemann berufe sich bei der Rechtfertigung solcher Klassen zu Unrecht „auf den Elternwillen“, denn Elternausschüsse verschiedenster Ebenen hätten sich gegen das Expreßabitur ausgesprochen. ADN/taz

Siehe Gastkommentar Seite 31