Sichtlich bewegt

Zwei Darstellerinnen und zwei Szenen frei nach Dario Fo im  ■ Kellertheater

Schon das Bühnenbild ließ vermuten, daß man einen fünftklassigen Abend würde durchleiden müssen. Das Ensemble aus Korbstuhl, Bank und Tisch wirkte wie aus einem Gartenbaucenter der späten Siebziger. Zur linken thronte ein grünes Klump-Telefon auf einer Konsole. Zwei Szenen frei nach Dario Fo hatten sich die Amateurdarstellerinnen Karin Heitmann (im wirklichen Leben Therapeutin in der konzentrativen Bewegungstherapie) und Sibylle Sebastian, die auch Puppenspiele und Märchen schreibt und inszeniert, vorgenommen.

Hoffnungslos überfordert kämpften sie sich durch Eine Frau Allein und konnten weder Brisanz noch Zynismus des eigentlichen Stoffes vermitteln. Die Leidens-Geschichte von Karina Meta Martens (Karin Heitmann), einer Hausfrau, die von zwei Männern geschlagen und mißbraucht wird, verkommt zu einem Betroffenen-Lehrstück einer Frauengruppe aus Poppenbüttel.

Karin Heitmann stapft in knappem roten Kleid über die Bühne und kann den Wechsel zwischen Verzweiflung und Verdrängung nur durch Anheben und Senken der Phonstärke, beziehungsweise viel und wenig ungelenke Bewegung darstellen. Sibylle Sebastian als Ursula Rabe, die im Auftrag einer Illustrierten Interviews führt und in die abgeschlossene Welt eindringt, gelingt es genauso wenig, den Schock angesichts der Situation aufzuzeigen. Ein betroffenes Lichterketten-Gesicht weicht ab und an einem entsetzten Ausdruck ob der Attacken ihrer Gesprächspartnerin, wenn diese die Kontrolle verliert.

In der zweiten Szene, Frauen(ohn)macht vertauschen die Darstellerinnen nur die Seiten. Die eine ist die Vergewaltigte, die andere versucht, die Fassung zu bewahren. Zwar glücken Sibylle Sebastian dann einige überzeugende Momente, insgesamt gehört diese Inszenierung allerdings ins stille Kämmerlein. Die Zuschauer waren dennoch bewegt. „Das Thema ist ja auch wieder aktuell, angesichts von Bosnien“, teilte ein Herr seiner Gattin sichtlich bewegt mit. gag