Chaos bei den Jusos

Tatort Bürgerhaus Wilhelmsburg, Tatzeit 21.50h: Linke Jusos provozieren auf dem Landesparteitag der SPD einen Eklat. Sie bitten „in einem Verzweiflungsakt“ die Anwesenden, die Nachwahl der Jungsozialistin Frauke Bahnsen in den Landesvorstand nicht vorzunehmen. Begründung: Die rechten Jusos und ihre Vertreterin Bahnsen würden mit undemokratischen Methoden das Klima derart vergiften, daß der Juso-Landesvorstand derzeit nicht richtig demokratisch legitimiert sei. Der Verzweiflungsakt bringt einen Teilerfolg: Frauke Bahnsen (ohne GegenkandidatIn) erhält im ersten Wahlgang nicht die nötigen Stimmen, 100 von 240 Delegierten votieren sogar gegen sie. Erst im zweiten Wahlgang schafft sie knapp die relative Mehrheit.

Hintergrund: Da sich kaum noch junge Menschen für die SPD interessieren, ist es einer schlagkräftigen Seilschaft rechter Karriere-Jusos gelungen, mehrere Kreisverbände und die Mehrheit im Juso- Landesvorstand zu erobern. Die neuen Jusos, Selbsprädikat „pragmatisch, realistisch, gut“, streben zielbewußt den Durchmarsch an. Vorbild ist dabei das Karriere-Muster der RCDS-Boys. Während die linken Jusos vor der Selbstauflösung stehen, peilen die jungen Rechten die Bürgerschaftswahl 1995 an: Dort soll es für sie Mandate regnen - die erste Plattform für lukrative Politjobs. fm