„Ich wurde angesprochen“

■ Konrad Kunick über seine Kandidatur

taz: Herr Kunick, vor vier Wochen noch haben Sie gesagt, daß Sie für das Amt des Landesvorsitzenden der SPD nicht zur Verfügung stehen. Was hat Sie dazu veranlaßt, Ihre Entscheidung neu zu überdenken?

Konrad Kunick: Ich bin so viel angesprochen worden, daß ich mir gesagt habe: Ganz egal, ob die, die mich ansprechen, eine Mehrheit repräsentieren oder nicht, ich muß mich in die Pflicht nehmen lassen, ich muß mich stellen.

Von wem sind Sie angesprochen worden?

Aus Ortsvereinen, ganz zahlreich. Ich bin von so vielen angesprochen worden, daß ich es für Drückerei hielt, mit einem einfachen „Nein“ zu antworten.

War der Bürgermeister auch dabei?

Der Bürgermeister hat gewußt, daß ich nicht gegen ihn kandidiere. Er hat mir dann gesagt, daß er nichts gegen meine Kandidatur habe.

Wann war das?

Am letzten Donnerstag.

Haben Sie sich breitschlagen lassen müssen?

Breitschlagen ist das falsche Wort, aber es gibt doch eine ganze Menge, was man da bedenken muß.

Was denn?

Die Schwere der Aufgabe, die Sozialdemokratie vorwärts zu bringen. Das heißt, den Prozeß des politischen Nachdenkens über sich selbst und das Nach- außen-Arbeiten zu reorganisieren.

Sie werden jetzt durch die Ortsvereine tingeln. Wahrscheinlich wird man Sie dort nach Ihrer Auseinandersetzung mit Herrn Wedemeier im Dezember 1991 befragen, wo Sie dessen Rücktritt gefordert haben — und nach Ihrer Position zum Thema Große Koalition. Was werden Sie den Genossinnen und Genossen sagen?

Ich werde ihnen sagen, daß ich dieses in einer Situation gesagt habe, als die Grünen abgelehnt hatten, mit uns eine Koalition zu bilden.

Sind Sie immer noch ein Befürworter der Großen Koalition?

Ich bin ein Befürworter einer starken Sozialdemokratie, die mit allen demokratischen Parteien kann und nach der jeweils entstandenen politischen Lage arbeitet. Und die natürlich ihre Koalitionsverträge sorgfältig einhält, sich gleichzeitig aber auch bemüht, in Koalitionen stärker zu werden. Fragen: mad