■ Tumulte und Keilerei im irischen Parlament
: Der mit dem Scheck wedelte

Dublin (taz) – Während die britischen Abgeordneten einträchtig Pornos begutachten (siehe unten), veranstalten Irlands Parlamentarier doch lieber eine zünftige Keilerei.

Das Handgemenge vom vergangenen Freitag wurde durch eine Debatte über den Flächennutzungsplan ausgelöst. Das Bauunternehmen „Monarch“ hatte nämlich die Umwidmung von Farmland in Astagob westlich von Dublin beantragt, weil man dort Häuser bauen möchte. Das Liffey-Tal, in dem Astagob liegt, ist bereits seit Jahren Objekt der Baufirmen-Begierde, weil es zum Einzugsbereich Dublins gehört. Mitten in die angeregte Debatte um das (Noch-) Farmland platzte der einzige Abgeordnete der Grünen, Trevor Sargent. Er wedelte mit einem Scheck und behauptete, man habe ihn damit bestechen wollen, damit er für die Umwidmung des Gebietes in Bauland stimme. Sargents Auftritt löste umgehend Tumulte aus. Die Parlamentspräsidentin Therese Ridge verlangte daraufhin von Sargent, daß er seine Anschuldigungen zurücknehme. Dieser konterte jedoch mit Unschuldsmiene: „Ich habe doch bloß gefragt, ob noch jemand anderes einen Scheck bekommen hat.“ Ridge unterbrach die Sitzung für fünf Minuten, als Sargent sich weiterhin bockig stellte.

Auf diese Gelegenheit hatten die Vertreter der Regierungspartei Fianna Fáil und der größten Oppositionspartei Fine Gael nur gewartet. Sie umzingelten Sargent und versuchten, ihm den Scheck zu entreißen. Als ihnen das nicht gelang, nahm der Fianna-Fáil-Abgeordnete Don Lydon seinen Widersacher in den Schwitzkasten, wurde jedoch von einem seiner Kollegen überwältigt, bevor er sich vollends vergessen und Sargent ernsthaften Schaden zufügen konnte.

Die 33 Abgeordneten der Labour Party, die mit Fianna Fáil die Koalitionsregierung bilden, beobachteten das Geschehen von ihren Bänken aus und lachten sich scheckig. Parlamentspräsidentin Ridge entschied, daß bei dem Tohuwabohu an eine vernünftige Debatte nicht mehr zu denken sei, und schickte die Abgeordneten vorzeitig ins Wochenende. Ralf Sotscheck