Geld fehlt auch für Fachhochschulen

■ Auf Kosten der Unis werden nur „Defizite bewältigt“

Bonn (taz) – Der vom Wissenschaftsrat empfohlene „energische Ausbau“ der Fachhochschulen (FH) liegt darnieder, ehe er richtig begonnen hat. „So gut wie kein neues FH-Bauprojekt“ werde es bis zum Jahr 2000 im Westen der Republik geben, berichtete der Vorsitzende der Fachhochschulrektorenkonferenz, Clemens Klockner, Ende letzter Woche beim zweiten „runden Tisch“ zum Bildungsgipfel in Bonn. Der verstärkte Ausbau der Fachhochschulen wird in sämtlichen Reformpapieren, von der Rektorenkonferenz bis zum Bundeskabinett, vorgeschlagen.

Klockners Kritik richtete sich auf den Umfang des 22. Rahmenplans zum Hochschulbau – rund 3,5 Milliarden Mark –, den Bund und Länder diese Woche beschließen wollen. „Damit ist nichts zu machen, außer die Bewältigung der alten Defizite“, meinte Klockner, der Rektor der FH Wiesbaden ist. Derzeit studieren auf 140.000 FH-Studienplätzen in der alten Bundesrepublik rund 350.000 FachhochschülerInnen. Der Ausbau der Fachhochschulen soll auf Kosten der Universitäten stattfinden. Aus dem Universitätsbereich könnten Stellen und Mittel in die Fachhochschulen verlagert werden, heißt es in einem Papier der Arbeitsgruppe, die den Bildungsgipfel im Sommer vorbereitet. Damit würden „Not und Elend miteinander ausgetauscht“, kritisierte der stellvertretende Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz, Joachim Weber.

Der renommierte Konstanzer Philosoph Jürgen Mittelstraß hat sich indes dafür ausgesprochen, die Fachhochschule zur Regelhochschule zu machen. In einem Gespräch über die „Zukunft der Hochschulen“ in der Essener Villa Hügel plädierte Mittelstraß dafür, die Zahnmedizin, Rechtswissenschaft und die Dolmetscherausbildung an den Fachhochschulen anzusiedeln. Dann könne sich die Universität wieder auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren. cif