Karoviertel: Kurze Gnadenfrist für Roma

■ Romaklub "Negotin" soll diese Woche ausziehen / Unterbringung in ehemaliger Schule fraglich / Steg hat nichts zu bieten

soll diese Woche ausziehen / Unterbringung in ehemaliger Schule fraglich / Steg hat nichts zu bieten

Eine Woche Gnadenfrist für ihren „Klub Negotin“ bekamen die Roma aus dem Karolinenviertel gestern von der Stadterneuerungsgesellschaft (Steg) zugestanden. Schon heute hätte der Verein seine Räume in der Glashüttenstraße räumen müssen. Die Steg hatte gegen die Roma wegen der Klagen von BewohnerInnen des Hauses einen Räumungstitel erwirkt. Doch neue Klub-Räume sind nicht in Aussicht.

Gestern herrschte dicke Luft im Steg-Büro: Vor einer Delegation von AnwohnerInnen des Karoviertels stellte Steg-Sprecher Rüdiger Dohrendorf klar: „Wir haben zwar ein dickes Fell, aber das geht zu weit.“ „Die von der Steg angestrebte Lösung eines Zuzugstopps für sozial Schwache steht für eine nationalsozialistische Sanierungspolitik“, diese in der taz veröffentlichte Kritik von Teilnehmern einer Diskussionsveranstaltung stank den Stadterneuerern gewaltig.

Zwar distanzierte sich die Delegation von dieser Formulierung, doch ihre Kritik war dennoch deutlich: „Ihr betreibt hier die Ausgrenzungspolitik, die Roma und Sinti schon seit Jahrhunderten ertragen mußten.“ Auch die anwesenden Roma erklärten ultimativ, daß sie ihre Klub-Räume nicht verlassen würden, wenn sie keine akzeptable Alternative geboten bekämen. Mit dieser Aufgabe fühlt sich die Steg jedoch überfordert. Dohrendorf: „In einem Wohnhaus können wir den Klub nicht unterbringen, damit sind wir gescheitert. Wenn wir sie separat unterbringen, wird uns Ausgrenzung vorgeworfen.“

Als letzte Möglichkeit warf die Steg daher Räumlichkeiten einer ehemaligen Schule in der Karolinenstraße in die Debatte. Dort sind ein Kindergarten, eine Vorschulklasse und die Volkshochschule untergebracht. Doch nach Auskunft der Schulbehörde, die den Vorschlag derzeit „konstruktiv prüft“, sehen die jetzigen Nutzer keine Möglichkeit, mit dem Klub unter einem Dach gut auszukommen. Auch werde künftig Platz für neue Kitas im Viertel benötigt, betonte die Behörde. Eine Entscheidung soll diese Woche fallen.

Dann läuft auch die Uhr für den Klub ab. Die Steg will sich am Freitag mit den Roma zusammensetzten. Bis dahin soll der Räumungstitel nicht vollzogen werden. sako