St. Florian

■ betr.: „Der Ton wird schlimmer“ vom 17.2

Diese Stadt hat ein nicht zu übersehendes Drogenproblem. Junge Menschen aus allen Stadtteilen und sozialen Schichten geraten an die Nadel und als Folge der Kriminalisierung ihres Suchtmittels immer tiefer ins Elend.

Niemand ist dagegen gefeit, daß seine Kinder auch in diesen Strudel hineingeraten. Die Verelendetsten der Abhängigen halten sich tagsüber — teilweiße auch nachts — im Viertel auf.

Nach einer Erhebung der Sozialbehörde von 1992 kommen gerade mal 16 Prozent dieser Menschen aus dem Stadtteil Mitte, die restlichen 84 Prozent kommen von überall her, auch aus Pusdorf, Oberneuland oder Woltmershausen. Warum sie alle ins Viertel strömen, wird verständlich, liest man die Haßtiraden der „guten Bürger“, die auf der Unbeflecktheit ihrer kleinen Welt bestehen. Diese Leute sind es dann vermutlich auch, die über die Zustände im Viertel die Nase rümpfen und ihren Teil der Verantwortung für das Gesamtproblem gerne den Viertelbewohnern überlassen. St. Florian läßt grüßen! Was glauben diese Menschen eigentlich, wie es uns Viertelbewohnern mit der von ihnen auferlegten Last geht, die wir die ganze Wucht der (verhängnisvoll konzentrierten) Betreuung der Verelendetsten auch aus ihren Wohngegenden schon seit vielen Jahren getragen haben? Nur: Zu viele sind's geworden, so kann es nicht weitergehen. Wir sind nicht mehr bereit (und in der Lage), die ganze Last für die gesamte Stadt alleine zu tragen! Es ist höchste Zeit, daß sich alle Stadtteile mit ihrem kleinkarierten Egoismus auseinandersetzen und sich ihrer Verantwortung stellen. Die Haltung des Beirats, opportunistisch gegenüber seiner Klientel einstimmig (inklusive Grüne, Seit an Seit mit DVU) die betreute Unterbringung von 40 Junkies abzulehnen, ist erbärmlich und beschämend. Bodo Bilinski, Bauernstr.