„Aderlaß“ in Kliniken

■ Neues Gesundheitsgesetz: SPD für Rücknahme des Zulassungsstopps

Berlin. Durch die Niederlassungsbeschränkung befürchtet die Arbeitsgemeinschaft der Berliner Sozialdemokraten im Gesundheitswesen (ASG) einen „Aderlaß“ in Berliner Krankenhäusern. Auf Grund des Zulassungsstopps haben sich zahlreiche Fachärzte in den Kliniken vorfristig für eine eigene Praxis entschieden. Bereits jetzt würden 1.600 Anträge auf Niederlassung – durchschnittlich waren es 200 im Jahr – vorliegen, erklärte der stellvertretende ASG- Vorsitzende, Thomas Gardain, gestern bei einer Pressekonferenz.

Konkret werde man die Auswirkungen in sieben Monaten spüren, denn bis zum 30. September diesen Jahres müssen die Niederlassungsanträge realisiert sein. Im Krankenhaus Heckeshorn in Wannsee zeichnen sich nach Aussage von Gardain bereits auf einer Station, wo Krebspatienten versorgt werden, personelle Engpässe ab. Außerdem seien junge Ässistenzärzte nach dem Ablauf ihrer befristeten Arbeitsverträge durch den Zulassungsstopp zur Arbeitslosigkeit verdammt.

Die SPD-Mitglieder sprachen sich dafür aus, die „gesprächsorientierte Leistung“ des Arztes besser zu honorieren, die Leistungen der Ärzte durch Patienten und Krankenkassen besser zu kontrollieren und die Ärzte pro Behandlung pauschal (statt nach Punkten) zu honorieren.

Zu dieser Auswirkung des Gesundheitsstrukturgesetzes (GSG) veranstaltet die ASG am morgigen Mittwoch unter dem Thema „Beruflicher Notstand für Klinikärzte – Folgen für Patienten“ um 19.30 Uhr im Berliner Rathaus ein „Aschermittwochgespräch“. Dieses sei der Auftakt zu weiteren öffentlichen Podiumsdiskussionen, in denen Auswirkungen des GSG beleuchtet werden sollen, um „Kurskorrekturen zu ermöglichen“, sagte Hermann Mahn, Vorsitzender des Marburger Bundes Berlin, der an dem Gespräch teilnehmen wird. Im Juni wird es um die Folgen des GSG auf Arznei- und Heilmittelverordnungen gehen. Im Herbst stehen die Konsequenzen im Pflegebereich auf dem Programm. ADN/dpa