Tschernobyl bald dicht – neue Meiler

■ Töpfer besichtigt Atomruine/ Atomstrom nach Westen

Berlin (dpa/taz) – Die Ukraine will das Atomkraftwerk in Tschernobyl in diesem Jahr endgültig abschalten. Das sicherte die Führung in Kiew am Montag Bundesumweltminister Klaus Töpfer nachdrücklich zu. Töpfer hielt sich zu einem Besuch der Ukraine in Kiew und in Tschernobyl auf.

Er sprach unter anderem mit Präsident Leonid Krawtschuk, Umweltminister Juri Kostenko, Energieminister Juli Joffe und dem Minister für die Überwindung der Folgen des Tschernobyl- Unglücks, Georgi Gotowschitz.

Die Ukraine hatte die Blöcke eins und zwei des Reaktors zu Beginn des Winters wegen Energieknappheit wieder eingeschaltet. Die beiden Blöcke haben eine Leistung von je 1.000 Megawatt. Ein Teil des Atomstroms aus Tschernobyl wird nach Österreich und nach Ungarn exportiert.

Nach Angaben Töpfers hat bei seinen Gesprächen auch die Frage eine Rolle gespielt, wie die Verluste nach der Abschaltung zu ersetzen seien. So solle erwogen werden, drei im Bau befindliche Atommeiler der Baureihe WWER 1000 mit westlichen Sicherheitsstandards auszurüsten und diese dann ans Netz gehen zu lassen.

Dem stehen aber noch Hindernisse entgegen: Die Fertiggstellung von WWER-1000-Reaktoren und ihre Nachrüstung mit westlicher Sicherheitstechnik hatte die deutsche Stromwirtschaft im ostdeutschen Stendal schon 1990 wegen zu hoher Nachrüstungskosten aufgegeben. Bislang gilt zudem in der Ukraine ein Bau- und Nutzungsverbot für neue Atomreaktoren, das das Parlament in Kiew 1991 verabschiedet hatte.

Wie Töpfer vor Journalisten weiter sagte, sollen vor dem Weiterbau noch Sicherheitsanalysen in den Kraftwerken durchgeführt werden. Dabei handelt es sich um die Kraftwerksstandorte Saporoschje, Rovno, Chmelnitzki, deren Bau aus Sicherheitsgründen eingestellt worden war.

Der Bundesumweltminister wird heute in Moskau ein deutsch- französisches Büro für Reaktorsicherheit eröffnen. Die Einrichtung einer ähnlichen Institution sei auch demnächst in Kiew geplant, teilte Töpfer gestern am Rande seines Aufenthaltes in Tschernobyl mit. ten