Soundcheck: Elvis Costello and The Brodsky Quartet / Didjits / 1.Offizieller Proll-Allnighter

SOUNDCHECK

Heute abend: Elvis Costello and The Brodsky Quartet Unberechenbarkeit ist eine Eigenschaft, die Declan Patrick Aloysius MacManus alias Elvis Costello stets in besonderem Maße pflegte. Seit Beginn seiner Karriere im Jahre 1976 mit Rock'n'Roll überraschte der Engländer immer wieder mit musikalischen Spielereien. Von Country über Chanson bis hin zu Gitarren- Pop im Stile der Beatles übte er sich mal mehr, mal weniger überzeugend in diversen Disziplinen der Songschreiber-Kunst. Auf seinem neuen Album The Juliet Letters läßt sich Costello von einem Londoner Streichquartett begleiten. Der Titel des 20 Songs starken Werkes ist Programm - das verbindende Element sind Themen aus Shakespeares Romeo und Julia. Auf die Idee zu diesem Projekt kam das obskure Gespann, als es von einem außergewöhnlichen Schriftverkehr erfuhr. Ein Veroneser Professor hat es sich zur Aufgabe gemacht, sämtliche Briefe zu beantworten, die an Julia Capulet adressiert in Italien eintreffen. Warum aus dieser einen Idee gleich knappe zwei Dutzend Stücke gezimmert werden mußten, sei dahingestellt. Denn durchhören mag man das Ergebnis trotz brillanter Melodien nicht unbedingt in einem Rutsch. Live darf man denn auch eher gespannt sein, ob ein paar alte Hits neu verpackt werden. gag

Musikhalle, 20 Uhr

Heute abend: Didjits Sie müssen eine problembeladene Kindheit gehabt haben, die Brüder Rick und Brad Sims. Immer wieder sind ihre Eltern und ähnlich gelagerte Autoritäten das Ziel ihrer durchaus humorig verpackten Verbalattacken. Das Ganze veräußern die Brüder gemeinsam mit Basser Joe Evans als Didjits in äußerst schrägem Punk- Rock, jenseits der Melodiösität einer Band wie Bad Religion. Das soll aber nicht bedeuten, daß die Didjits nur Krach verbreiten. Nein, irgendwie paßt doch wieder alles zusammen. Eingängige Refrains sind also nichts Fremdes für den US- Dreier. Der letzte Gig der Band in der Fabrik stand leider im Schatten des Diebstahls des Arbeitsgerätes von Sänger und Gitarrist Rick Sims. Mit dem Ersatz war er derart unzufrieden, daß er nach jedem Song wütende Flüche über das Saiteninstrument vom Stapel ließ. Bleibt nur zu hoffen, daß er diesmal besser auf sein Eigentum aufpaßt, damit der sicher bierselige Mob in der Fabrik auch auf seine Kosten kommt. Andreas Hoffmann

Fabrik, 20 Uhr

Außerdem: 1. Offizieller Proll- Allnighter Zum Teufel mit den modischen Allüren. Weg mit den Livestylemist. Nieder mit der Hochnäsigkeit und son Schiet. Ich will so riechen, wie ich bin. Solcherlei Gesinnungstäter finden sich heute abend zu zwei Filmen (Erst die Arbeit und dann und Rollo Aller) und Live-Mucke von Proll im plüschigem Hinterzimmer des Docks ihre Heimat. kader

Prinzenbar, 20 Uhr