Uni-Viertel: Kampf den Karossen

■ SPD und GAL Eimsbüttel wollen Autoverkehr im Grindelviertel zurückdrängen / Baubehörde hat aber letztes Wort

/ Baubehörde hat aber letztes Wort

Aufatmen im Uni-Viertel. Das Motto von AnwohnerInnen und StudentInnen könnte wahr werden, wenn die verkehrsberuhigenden Beschlüsse des Eimsbütteler Kerngebietsausschusses umgesetzt werden. Die Abgeordneten von SPD und GAL beschlossen am Montag, die Schlüterstraße auf der Höhe Mensa für den Autoverkehr ganz zu sperren.

Um den nicht-motorisierten VerkehrsteilnehmerInnen eine Chance zur ungehinderten Fortbewegung zu geben, soll außerdem in der Grindelallee zwischen Edmund- Siemers-Allee und Grindelhof die Fahrbahn stadtauswärts auf eine Spur verengt und die Fuß- und Radwege erweitert werden. Auch zwischen Grindelhof und Rutschbahn sollen FußgängerInnen und Radelnde mehr Raum bekommen — dies auf Kosten von Parkplätzen.

Bereits am 8.Februar hatte der Eimsbüttler Ausschuß die Sperrung des Grindelhofs beschlossen. Über diese Beschlüsse freuen sich besonders viele AnwohnerInnen, die sich derzeit im Grindel-Viertel auf den schmalen Bürgersteigen drängeln. Aber noch ist nicht auszumachen, ob sie Wirklichkeit werden. Denn die Baubehörde hat ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Grindelallee und Grindelhof gehören zum Netz der sogenannten Vorbehaltsstraßen — die fallen als überregionale Verbindungen in die Zuständigkeit der Baubehörde und nicht der Bezirke.

Ihre Generallinie, so betonte Baubehörden-Sprecher Jürgen Asmussen, sei die „Gewinnung von Freiraum für Fußgänger und Fahrradverkehr zu Lasten des Autoverkehrs“. Aber über die Sperrung oder Einengung einzelner Straßen gebe es noch keine Entscheidungen. Ohne ein geschlossenes Verkehrskonzept könne man darüber nicht befinden. Aber genau das liegt bislang nicht vor.

Trotz alledem beschlossen SPD und GAL im Eimsbütteler Kerngebietsausschuß am Montag noch ein weiteres Bündel von Maßnahmen. So soll die „schmalste Haltestelle Nordeuropas“ — wie die Station „Grindelhof/ Rentzelstraße“ der Buslinie 102 von Fahrgästen wenig liebevoll genannt wird — verbreitert und überdacht werden. Hier müssen BusfahrerInnen bislang auf engstem Raum Sturm und Regen schutzlos trotzen — ein Ort, der dem öffentlichen Nahverkehr nicht eben zur Ehre gereicht. Nicht weniger arm dran sind auf dieser Kreuzung die RadfahrerInnen. Aber auch denen will der Kerngebietsausschuß jetzt helfen: Die scharfen Kurven der verschwenkten Radwege sollen verschwinden.

Protest gegen die Beschlüsse kommt jedoch aus den Reihen der Eimsbütteler FDP- und CDU-Fraktion. Die Fraktionsvorsitzende Lorna Doellken verurteilt die Sperrung des Grindelhofs: So entstünde

1vor dem Hauptpostamt in der Schlüterstraße eine Sackgasse. Statt Geld für „unproduktive Straßenmöbel“ zu verschwenden, so Doellken, sollten lieber flächendeckend Parkuhren aufgestellt und konsequent überwacht werden. Deren Gebühren sollten außerdem höher sein als die Fahrpreise des öffentlichen Nahverkehrs. Dann

1käme das Universitäts-Viertel „ganz von selbst zur Ruhe“.

Daran glauben die Anwohner und Studenten-Initiativen allerdings nicht. Sie begrüßten die autofeindlichen Entscheidungen des Kerngebietsausschusses. „Die erste Hürde ist genommen“, sagt Birte Jessen von der Initiative. Leider sei Verkehrsplanung nicht Sache des Bezir-

1kes, aber Bausenator Wagner könne doch in diesem konkreten Fall mal zeigen, daß er es ernst meint mit den verkehrspolitischen Beschlüssen des SPD-Parteitages. Mit den vierzehntägigen Blockaden der Kreuzung Grindelallee/Grindelhof will die Initiative weitermachen: „Bis wir was sehen.“ Vera Stadie