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■ Blaumeiermontag im Bermudadreieck Walle

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Blaumeiermontag im Bermudadreieck Walle

Wie nervöse Hummeln sirren die zwei weißen Mäuse und wollen los jetzt. Da kommt von hinten einer mit eindeutig roter Nase und fragt: „Sind Sie dienstlich hier?“ Die Sonne lacht, denn die zwei Mäuse sind Polizisten auf Rädern und trotz der klassischen Kostümierung im Dienst. Ein extrem ungeordneter Haufen ist sicher durch Walle zu bringen: der Rosenmontagszug der Blaumeiers, Bremens Vorzeigefantasten in Sachen Witz und Wahnsinn, Kunst und Psychatrie.

In karnevalösen Zeiten ist der Reiz natürlich groß, mit doppelten Verrückungen zu spielen: also Verrückte als verrückt Verkleidete unters Volk zu bringen, gespickt mit Normalen, selbstverständlich sogenannten. Ein hübsches Ratspiel kann beginnen: Welcher der Maskierten, Bemützten und Bemalten ist jetzt wirklich verrückt und wer tut nur so? Wer ist am Ende gar normal? Egal, auf geht's! Tatata- tam, dubudu-dum.

Die Mäuse schwirren erlöst los, dahinter setzt sich ein hampelndes Häuflein in Bewegung, das hat Spitzhüte auf und Kartoffelköpfe an und die eine oder andere Nase im Gesicht. Die Sambagruppe sambat saulocker, die offene Bademantelgruppe hat Pappmacheebäuche umgeschnallt mit Schniedelwurz drunter. Und so zuckelt der kleine Zug weitgehend unbemerkt über den großspurigen Waller Ring, biegt in kleine Nebenstraßen und zerkrümelt im Häusleingeflecht. Aus kleinen Bürgerfenstern schaut manchmal ein Menschengesicht; ein Mann vergißt sich, öffnet versehentlich sein Fenster und schaut, über sich selbst erstaunt, auf dies unter ihm. Als wäre die Straße für Menschen vorgesehen! Da stürzt ein Junge plötzlich aus dem Häuschen und ist Batman. Gottseidank. Er wird schon dafür sorgen, daß alles noch gut wird. Claudia Kohlhase