A short moment in time

■ Norbert Schwontkowski in der Bremerhavener Kunsthalle

Es muß nicht immer der Künstler sein, der die besten Worte zu seinem Werk machen kann. Daß der in Bremen lebende Maler und Geune-Schüler Norbert Schwontkowski während seines Berlin Aufenthalts als Stipendiat im Bethanienhaus gelegentlich unter Brücken saß, mit Freunden zechte, mit glasigen Augen in den Fluß starrte und wilde Lyrismen aus der Tiefe seines Herzens in die Feder laufen ließ, mag der schlammige Unterboden für seine Bilder sein, aber mehr auch nicht.

Denn was Schwontkowski in klein- und großformatigen Arbeiten auf Papier und leinwand entfaltet, ist so zart und leuchtend, ruhig und offen, daß seine wilden Eröffnungsworte einer existentialistischen Jung-Männer-Poesie in Marlon-Brando-Pose sich erübrigen: Norbert Schwontkowski schafft Räume aus dumpfen, erdigen Farben, die zwischen abstrakt und real oszillieren, Dämmerungen, lichte Nebel, verbrauchte, angegriffene, verblichene Hintergründe, als wären es durchfeuchtete Altbauwände, vor denen sich silhouettenhaft kleine piktogramme Figuren abheben. Diese scheinen im leeren Raum zu schweben.

Zum Beispiel ein Knochenmann in tänzerischer Pose oder eine schmale Feen-Figur mit verkürztem Schatten. „A short moment in time“ heißt dieses Bild, sein Titel ist mit zitternder Kinderschrift als abgehobenes Schriftband Teil der Komposition.

Es ist der kurze Augenblick, ein den Moment verklärender, ein medidativer Innenblick, den Norbert Schwontkowski festhält, ohne seine Vergänglichkeit aufzuheben. Denn die Farben der dunklen (und weinenden?) Fee blättern schon ab, die Verfallspuren sind den belichteten Augenblicken eingeschrieben.

Was von weitem leuchtet, offenbart erst in der Nähe den Zerfall: Auf einem groben Holztisch ist ein Bilderbuch zum Blättern ausgelegt, in dem mit den Quellen des Lichts und der Erleuchtung subtil gespielt wird. Bilder auf angerissenen oder geknickten Seiten, Nutzpapier, gebrauchsspuren, Fettflecke, alles künstlich geschaffen, aber nichts wirkt maniriert.

„Different Rooms“: Das Licht als heller Farbfleck, als schwächerwerdendes Lampenlicht (Kreide, die weggewischt werden kann), Glühbirnen, Sterne, Sonne. Eine Windrose zeigt himmlische und irdische Richtungen an. Jetzt also auch Bremerhaven.

Norbert Schwontkowskis transparente, traumhaft stille und leichte Phantasiereisen sind bis zum 21.3. in der Kunsthalle (Karlsburg 4) zu sehen.

hans happel