Sanssouci: Vorschlag
■ "Ich bin ein Frosch, na und?" in der UFA-Fabrik:
Michael Jackson ist ein Wesen zwischen Frosch und Mensch. Geahnt hat man's schon immer, in der UFA-Fabrik kann man sich seine seltsame Metamorphose ansehen. Dort ist der Teenagerstar Sinnbild für einen Generationskonflikt, der in seiner pubertierenden Heftigkeit nicht nur uns Menschen betrifft, sondern auch mit Erfolg Einzug in die Froschwelt gehalten hat.
Claus Dieter heißt der heranreifende junge Froschmann in der Kinder-Rock-Revue von Christine Brigl. Seine Mutter kennt er nicht mehr, aufgezogen worden ist er von seinem Vater Carl August. An der Frosch-Gesamtschule lassen seine Leistungen erheblich zu wünschen übrig, die Froschpizza mit Fliegenbeinen, eingelegten Mäuseaugen und fetten Spinnen schmeckt ihm nicht mehr. Claus Dieter hat Höheres im Sinn: Er will ein Star werden, in der Menschenwelt – und sich dort Michael Jackson nennen.
Klaus Peter Pleßow und Michael Stobbe spielen ein mitreißendes, konträres Vater-Sohn-Gespann in dieser Rock-Revue, deren Uraufführung die Autorin selbst in der UFA-Fabrik inszeniert hat. „Versuche nie, jemand anderes zu sein, bleib immer du selbst“ könnte die pädagogische Message für die Kids ab 8 Jahren sein. Doch im Vordergrund steht die witzige, spannende Geschichte. Die Story lebt von den beiden Schauspielern, die immer flexibel genug sind, auf plärrende Zwischenrufe zu reagieren. Flügel bekommt die Geschichte durch die ohrwurmverdächtige Musik des amerikanischen Jazz- und Bluesmusikers Bob Lenox: Da gibt es den „Alleinerziehenden-Vater-Blues“ oder den „No more quak“-Protestsong des Sohnes – alles Lieder, die nicht nur die Kinder ansprechen, sondern diese Revue auch zu einem Erlebnis für Ältere machen.
Am erstaunlichsten jedoch ist, daß die Kids den verschiedenen Ebenen im Stück problemlos folgen können: In seiner Verzweiflung enthüllt Vater Carl August seinem Sohnemann die Wahrheit über seine Mutter. Sie ist – ein Mensch. In einer Rückblende (in der der Sohn die Mutter spielt) zeigt sich, daß Vatern im Alter des Sohnes ähnliche Identitätsprobleme hatte: Er ließ sich von einem Menschenmädchen küssen und wurde vorübergehend selbst zum Menschen. Das Ergebnis – Claus Dieter.
Der sucht sich jetzt auch eine Riesenfrau (die der Vater als Nebenrolle übernommen hat). Von nun an verschieben sich ständig die Perspektiven, die beiden Schauspieler schlüpfen in die verschiedensten Rollen, und die Bühnenzeit ändert sich permanent.
Die Regisseurin in der UFA-Fabrik umschifft diese verwirrenden Klippen jedoch mühelos. Das Happy-end ist vorprogrammiert: „Quak“ ist doch schön, Michael Jackson Vergangenheit, Frosch bleibt Frosch. Fragt sich bloß, wann der leibhaftige Star das merken wird. Anja Poschen
„Ich bin ein Frosch, na und?“. Eine Kinder-Rock-Revue. Heute bis Sonntag, 10.30 Uhr, Sa/So 16.30 Uhr in der UFA-Fabrik, Victoriastraße 10-18, Tempelhof.
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