Ausländerfrei

■ „Apartheid auf deutsch“, W3, 17 Uhr

Gäbe es nicht gegenteilige Indizien zuhauf, man könnte meinen, unter den jungen Eltern in Nordrhein-Westfalen stünde plötzlich die ehrliche Gesinnung wieder hoch im Kurs.

Zumindest erfreuen sich die konfessionellen Grundschulen hier seit geraumer Zeit eines erstaunlichen Zulaufs. Der Grund, der zunehmend mehr Eltern veranlaßt, ihre Sprößlinge an der nahen Gemeinschaftsschule vorbei in die entfernte Bekenntnisschule zu chauffieren, hat mit hehren christlichen Idealen allerdings oft wenig gemein. Was Väter und Mütter in Einzelfällen gar dazu treibt, ihre Kinder im zarten Alter von sechs Jahren kurzerhand zum Katholizismus konvertieren zu lassen, ist vielmehr der Umstand, daß allen voran die rund 1.200 katholischen Grundschulen des Landes als besonders „ausländerfrei“ gelten.

Ullrich Schauen hat für seine Reportage vier Schulen in Nordrhein-Westfalen ausgesucht und mit Kindern, Lehrern und vor allem Eltern gesprochen. Deutschen, die sich nur zögernd zu den Motiven ihrer Schulwahl bekennen (aber natürlich keinesfalls etwas gegen ausländische Mitbürger haben), aber auch mit Ausländern, die sich konsterniert fragen, wie hier ein Zusammenleben erlernt werden soll, wenn ihre Kinder in manchen Gemeinschaftsschulen fast unter sich bleiben. Reinhard Lüke