Splatter im Auge

■ „Terror 2000“ – dritter Teil einer entbehrlichen Trilogie

Das sollte eigentlich ein Nationalepos werden: Der Jungregisseur Christoph Schlingensief lieferte nun den dritten Teil seiner verzichtbaren Deutschland-Trilogie – die ersten beiden waren „Hundert Jahre Hitler – Die letzte Stunde im Führerbunker“ und „Das deutsche Kettensägenmassaker – Die erste Stunde der Wiedervereinigung“. Noch bekannter als der neue Film „Terror 2000“ selbst ist der Medienrummel, den der düpierte Schlingensief entfachte, als sein Film nicht in die „Deutsche Reihe“ des Forums der Berlinale aufgenommen werden sollte. Von Zensur war die Rede, wo es dem Forum nach Auskunft seines Leiters Ulrich Gregor schlicht um die Qualität dieses Machwerks ging. In einem kleinen schwarzweißen Vorspann mit lächelnden Flüchtlingen erfahren wir, daß weite Teile der Bevölkerung außer Kontrolle geraten seien. In den Farben des Siebziger-Jahre-Splatter-Movies, mit roten Dirndln, Ketchup- Blut und rosa Fleischtönen wird das Geiseldrama von Gladbeck mit Deutschland vor Rostock gekoppelt. Entführer Bössler (Alfred Edel) und Jablo (Udo Kier) durchstreifen das Land im Jeep, rufen „Klatscht die Polacken“ und metzeln eine polnische Familie nieder, nicht ohne vorher die kleine Tochter vergewaltigt und ihr einen Aschenputtelzopf abgeschnitten zu haben. Die zerstückelten Gebeine der Opfer darf später BKA- Frau Margret (Margit Carstensen) aus einem Sumpf von Exkrementen herausziehen. Wenn sie an Gladbeck denkt, kommt's ihr ebenso wie ihrem Partner Körn, der wiederum das Hecheln anfängt, wenn er die blonde Martina in ihrem Matrosenhemdchen sieht. Auch die Asylanten rufen „Ficken, ficken“, alles masturbiert, wo sie gehen und stehen, Hirn spritzt, Scheiße quillt, ein Schuß Treblinka darf auch nicht fehlen – Sie wissen schon: Das ganze juvenile Programm der siebziger Jahre nimmt sich sehr ernst, hält sich für ein Schlachtengemälde und ist doch nur ein spießiges kleines Pamphlet. Mariam Niroumand