■ Daumenkino
: „Der Kühlschrank“

Schlimm ist der Splatterfilm, wenn er sich ernsthaft mit dem Glück und Leid der Menschen beschäftigt, Lösungen anbietet und in eine bessere Zukunft weist. Wo doch schon Wes Craven in „Last House on the Left“ den grandiosen Titelsong zum elften Gebot erhob: „And the road leads to nowhere.“ Splatter wollen nirgendwo enden, immer weiter gehen bis zur Erlösung von Gut und Böse, nicht aber bis zu deren Einlösung. Schon deshalb ist Nicholas Jacobs „Der Kühlschrank“ schlecht, weil er im mittelbar Alltäglichen das Glück sucht, findet und damit endet.

Jacobs Film-Debüt im angeblichen „Pop-Art-Ambiente“ hangelt sich von Hoffnung zu Hoffnung. Der mediokre Karrieretyp Steve und seine schauspielgeschulte Frau Eileen (Julia McNeal) ziehen auf der Suche nach Freiheit und Wohlstand aus dem idyllischen Bundesstaat Ohio in die siedendheiße Sommerhölle von New York. Wer etwas werden will, muß Opfer bringen, lautet die passende Devise, mit der sich Steve vom Käsevorkoster aus der Provinz zum Topmanager emporschwitzen will, während Eileen lieber vom Broadway träumt und dabei Gameshows im Fernsehen aussitzt. Statt jedoch ein Kind zu bekommen und als apathische Hausfrau am Kochtopf zu schimmeln, wie es dem ambitionierten Gatten vorschwebt, nimmt sich Juan, der bolivianische Hausmeister mit schütterem Haar und wohlgeblähtem Hosenlatz, der Unschuld vom Lande an. Er blickt tief und redet viel, auch wenn er gerne mehr mit ihr täte, zum Beispiel Flamenco tanzen. Doch Eileen plagen Gewissensbisse und so bleiben ihm nur die Abflußrohre, die er liebevoll entschlackt. Er ahnt nicht, daß in der Küche noch größere Gefahren auf seine Angebetete lauern. Der Kühlschrank ist besessen, wähnt sich als menschenverschlingendes, siffiges Tor zur Hölle und frißt sich langsam, aber sicher durch die Filmbesetzung. Selbst Steve, der im mordlüsternen Hausgerät einen magischen Verbündeten vermutete, muß sich beim Splatter-Showdown eines Besseren belehren lassen. Er wird zu Tode gequirlt. Danach können Eileen und Juan endlich ihre Flamenco-Paarung bilden, während den Kühlschrank ein gerechtes Schicksal ereilt: Er wird abgeschaltet – aber nicht entsorgt. Harald Fricke