■ Die US-amerikanische Luftbrücke muß erfolgreich sein
: Letzte Hoffnung der Bosnier

Warnungen, wohin man hört. Der französische Kommandant der UN-Truppen in Bosnien, der britische Außenminister, die Militärs im Pentagon, sie alle haben ihre Argumente gegen die Einrichtung einer Luftbrücke nach Ostbosnien. Zehn Monate nach Beginn des Krieges in Bosnien-Herzegowina entscheiden sich die USA endlich, ein deutliches Zeichen für die Opfer der serbischen Aggression zu setzen, doch die Argumente gegen die Aktion sind fast so alt wie der Krieg selbst. Wieder einmal wird vor einer „möglichen Eskalation“ des Krieges gewarnt. Wieder einmal diskutiert man in erster Linie die technischen Schwierigkeiten, die den Abwurf behindern, anstelle sich zu überlegen, wie man eine möglichst große Effektivität der Hilfsflüge sicherstellen kann. Wieder einmal fürchten Großbritannien und Frankreich um die Sicherheit der eigenen Blauhelme. Sie wollen eine „neutrale“ Position wahren, wollen immer noch nicht eingestehen, daß diese Position stets mehr den Serben nutzte.

Tatsächlich sind die Befürchtungen, daß es durch die Luftbrücke zu einer Eskalation des Krieges kommen könnte, vor allem aus einem, doch letztendlich entscheidenden Grund haltlos. Da die serbische Führung nicht daran interessiert sein kann, die USA in den Krieg auf dem Balkan hineinzuziehen, wird sie sich hüten, durch den Abschuß einer amerikanischen Transportmaschine selbst dazu beizutragen.

Eine Eskalationsgefahr besteht jedoch auf einer ganz anderen Ebene. Da die Hercules-Transportmaschinen pro Flug nur zwischen zehn und zwanzig Tonnen transportieren können, kann jede Aktion, die sich – wie jetzt diskutiert – auf einige wenige Maschinen und auf die Dauer einer Woche beschränkt, nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein sein: Die Not von rund 200.000 hungernden Menschen wird dadurch nicht gelindert werden. Und so könnten die Erwartungen, die die amerikanische Regierung mit ihrer Ankündigung, die ostbosnischen Städte aus der Luft zu versorgen, bei bosnischer Regierung und Bevölkerung geweckt hat, schnell einer tiefen Ernüchterung weichen. Nachdem die Bosnier es jedoch bereits aufgegeben haben, auf eine stärkere Unterstützung durch die westeuropäischen Staaten zu warten, wären sie nun auch der Hoffnung auf ein entschiedenes Engagement der USA beraubt.

Für eine massive, auch militärische Unterstützung der Muslime haben sich dagegen bisher vor allem die Türkei und die Opposition in einigen arabischen Staaten ausgesprochen. Kenner der Balkanregion beschreiben seit Monaten die wachsende „Islamisierung“ Bosniens. Sollte die amerikanische Luftbrücke scheitern, würden die bosnischen Hilferufe an die Islamische Welt noch lauter werden. Sabine Herre