■ Kaum zu glauben
: Die edlen Flaschen von Neumarkter Lammsbräu

KAUM ZU GLAUBEN

Die edlen Flaschen von Neumarkter Lammsbräu

Die für ihr Biobier vielgelobte Brauerei Neumarkter Lammsbräu macht die Modetorheit der Branche mit: Eine eigene Flasche muß es sein. 0,33 Liter gibt es nun nicht mehr im genormten Modell, das die Fachbezeichnung „Vichy“ trägt, sondern in einer speziell geschaffenen Langhalsbuddel.

Solche Kreativität gefährdet das Mehrwegsystem. „Die im Bierbereich sind ja wahnsinnig“, stöhnt Olaf Bandt, Abfallexperte des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Eine in Bayern gekaufte Flasche muß auch in Preußen zurückgenommen werden, „alles andere geht daneben“. Denn die Läden haben keine Lust, Dutzende von verschiedenen Flaschen getrennt zu sammeln und in die Ursprungsbrauereien zurückzuschicken. Eine Handelskette zählte jüngst elf verschiedene Flaschensorten in ihrem Sortiment. Dazu kommen verschiedene Bierkästen: Nach der letzten Erhebung des Deutschen Handelsinstituts in Köln gibt es 204 Varianten.

Da hilft nur eins: Normung. Die Einheits-Flaschen zirkulieren viele Male. Zu oft, findet Harald Kretschmer, Erster Braumeister bei Lammsbräu. Zahlreiche Exemplare seien verschrammt. Statt die Oldies auszusortieren setzen viele Brauer auf Eigenkreationen, die das Problem des zu erfolgreichen Pfandsystems auf ihre Weise lösen.

Das ist aber nur die eine Seite. Vor allem wollten sich Edelmarken à la Warsteiner schon äußerlich im Supermarkt von den anderen abheben. Da müssen die anderen natürlich mitmachen. Lammsbräu schuf seine neue Bierpulle nicht zuletzt „zur Abwehr von diesen Premium- Flaschen“. jp