Ein wohlfeiler Hauch von Luxus

■ Ob Ballkleid, Motorsäge oder eine gepanzerte Limousine samt Chauffeur: Mittlerweile kann man viele, sonst unerschwingliche Dinge mieten / Das schont neben dem Geldbeutel auch die Umwelt

Autos, Videokassetten oder Bücher zu leihen ist mittlerweile selbstverständlich. Daneben gibt es aber viele andere Leihangebote: War die letzte Party allzu feucht, kann bei der nächsten Reinigung ein Teppich-Shampoonierer geliehen werden, der alle Spuren schnell beseitigt. Soll der Garten in Form gebracht werden, gibt's beim Werkzeugverleih genau die Heckenschere, die das Gestrüpp in Topform bringt. Und warum nicht das Brautkleid leihen oder eine ausgefallene Abendrobe, die sonst unerschwinglich ist?

Leihen rechnet sich. Eine Motorsäge etwa kostet neu rund 1800 Mark, die Leihgebühr beträgt hingegen 50 Mark pro Tag. Wer das Gerät also nur zweimal im Jahr benötigt, kann sich ausrechnen, daß sich der Kauf nicht lohnt. Zudem fallen die Kosten für Ersatzteile weg, denn gewartet werden die Geräte vom Mietservice.

Der Kölner Verlag Rent Box (pi1170221/2571021) hat vor sechs Jahren begonnen, Branchenbücher zusammenzustellen, in denen alles steht, was man mieten kann. Das fängt bei der Bohrmaschine an und hört bei Verschüttetensuchgeräten, gepanzerten Limousinen nebst Chauffeur, Wohnmobilen mit Dialysegerät und Regenwürmern auf.

Die Hefte mit dem Titel „Leihen“ gibt es für das Rhein-Main- Gebiet, Köln, Düsseldorf und Berlin — ein Heft für Norddeutschland/Hamburg ist in Vorbereitung. Verlagschef Hannes Moser betont: „Es hätte allerdings keinen Sinn, Leihen auch für Stuttgart zu machen. Schwaben leihen nicht, Schwaben müssen besitzen.“ Dazu sagt Gerhard Scherhorn, Professor für Haushalts- und Konsumökonomik an der Universität Hohenheim: „Viele Menschen können Güter nicht einfach nur leihen, gebrauchen und wieder zurückgeben. Sie müssen Güter besitzen. Denn heute wird einem beigebracht, daß der Selbstwert von dem abhängt, was man besitzt.“

Wer leiht, spart Geld. Und kann sich — zumindest für einen Tag — den Luxus leisten, von dem er im-

1mer schon geträumt hat.

Nicht nur das. Wer leiht, tut auch etwas für die Umwelt. Es werden weniger Geräte produziert, weil weniger gekauft werden. Zudem verringert sich die Belastung

1der Umwelt. Denn bevor sich der Heimwerker aufrafft, eine stromfressende Elektroschere zu leihen, schnippelt er die Hecke vielleicht doch mit der guten alten Handschere zurecht. Martina Arnold