: Die Kinder des Kriegsgottes im Glück
■ Volleyball: 1.VC Hamburg trotz eines Sieges unglücklich gegen Aris Saloniki im Europacup der Pokalsieger ausgeschieden
1.VC Hamburg trotz eines Sieges unglücklich gegen Aris Saloniki im Europacup der Pokalsieger ausgeschieden
Trotz des Ausscheiden seiner Mannschaft aus dem Europapokal der Pokalsieger zeigte sich Bernd Schlesinger, der Trainer von 1. VC Hamburg, optimistisch und mit Sinn für Humor. „Sie haben mich allein gelassen. Vielleicht bedeutet das meine Entlassung“, meinte der Übungsleiter, als er in der Pressekonferenz nach dem 3:2-Sieg seiner Mannschaft gegen Aris Saloniki als einziger Vereins-Vertreter den Sportreportern gegenüberstand.
Obwohl in der Bundesliga die Hamburger „jenseits von Gut und Böse“ und im deutschen Pokal nicht mehr vertreten sind, hatte Schlesinger seine Gründe, zuversichtlich zu sein. 2600 Zuschauer sahen in der restlos überfüllten Wandsbeker Sporthalle eine aufopferungsvoll kämpfende Hamburger Mannschaft. Über zwei Stunden dauerte ein in weiten Teilen hochklassiges Spiel. Mit Aris Saloniki stand dem VCH eine etwa gleichstarke Mannschaft auf der anderen Netzseite gegenüber. Dramatisch war dieses Spiel allerdings nur ganze siebzig Minuten. Denn zu diesem Zeitpunkt verwandelte die Mannschaft aus Nordgriechenland einen Satzball. Die Chance der Hamburger, zu den Halbfinalspielen nach Italien zu fahren, war dahin.
Dabei hatte alles so gut angefangen. Die Hamburger suchten vom Beginn an ihre Chance, Peter Goga organisierte ein gefälliges Angriffsspiel, das primär von Olaf Korf und Oliver Heitmann vollendet wurde. Der erst Satz ging mit 15:7 relativ leicht an die Hamburger. Die Kinder des Kriegsgottes - Aris war im Pantheon der griechischen Götter zuständig für die Kriege - zeigte Nerven und Schwächen bei der Ballannahme. Nur die Ausländer im Dienst der Griechen, der Däne Jens Larsen und der Serbe Ekrem Lagumdzija, konnten Paroli bieten.
Mitte des zweiten Satzes passierte dann ein Mißgeschick, das den Verlauf des Spiels auf den Kopf stellen sollte. Jörg Ahmann stolperte über den Fuß eines Gegners, verletzte sich und mußte ausscheiden. Bernd Schlesinger zog sein bordeauxrotes Jackett aus. Er ahnte wohl, daß es jetzt so richtig heiß wird. Die Spieler von Aris nutzten die Gunst der Stunde und die Verwirrung in den Reihen der weiß-roten Mannschaft und sie übernahmen zum ersten Mal die Führung. Frank Mackeroth bemühte sich seine Kollegen zu motivieren — vergebens. Die griechische Fangemeinde indes stimmte aus Freude die Nationalhymne an.
Der Rest des Spiels hatte nur noch Unterhaltungswert. Die Spieler der griechischen Mannschaft befanden, daß ihre Arbeit getan ist und sie taten ihr bestes, damit das Spiel schnell über die Bühne geht. Sie verloren den dritten Satz in Eiltempo mit 15:4. Lediglich die Pfiffe der Zuschauer und das Gebrüll von Jens Larsen konnten sie überzeugen, doch noch etwas für das Publikum zu tun. Am Ende hieß das Ergebnis nach Sätzen 3:2 für die Hamburger. Bernd Schlesinger zog sein Jackett wieder an und er konnte sich freuen, daß seine Mannschaft mit ihrem Spiel für den Volleyball geworben hat. Nikos Theodorakopulos
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