Zehn Jahre gesund und munter: Frauengesundheitszentrum

■ Zum Jubiläum neue Räume und eine solide finanzielle Basis gesucht / Von der Selbstuntersuchung zum ganzheitlichen Gesundheitsbegriff

Zehn Jahre gesund und munter: Frauengesundheitszentrum

Zum Jubiläum neue Räume und eine solide finanzielle Basis gesucht / Von der Selbstuntersuchung zum ganzheitlichen Gesundheitsbegriff

“FGZ forever“ prangt optimistisch auf einem Lebkuchenherz. Doch die Mitarbeiterinnen des Frauengesundheitszentrums, dessen zehnjähriges Bestehens sie nächste Woche feiern können, sind nicht so richtig in Feierstimmung: „Seit einem halben Jahr haben wir endlich genug Platz, doch jetzt hat uns der Vermieter wegen Eigenbedarf gekündigt“, klagt Ute Timmermann. Zum 31. Juli muß das FGZ aus den hellen, wohnlichen Räumen in der Hohenlohestraße ausziehen. Der letzte Vorhang ist noch nicht genäht, und schon suchen Ute Timmermann und ihre Kolleginnen händeringend nach einem bezahlbaren, schönen neuen Domizil.

Vor zehn Jahren entstand das Projekt der Frauengesundheits- und Selbsthilfebewegung. Die Frauen fühlten sich als Patientinnen von ihren ÄrztInnen bevormundet und falsch behandelt. Per Selbstuntersuchung lernten sie ihren eigenen Körper besser kennen — und verloren auch die Scheu vor sich selbst. „Damals gab es zwei große Themen“, erinnert sich Ute Timmermann: „Die alternative Verhütung und die Beschäftigung mit alternativen Heilmethoden.“ Ein Teil der Frauengesundheitsbewegung wollte die traditionelle Rolle der Frau als Heilerin wiederbeleben. Eng damit verbunden war eine intensive Beschäftigung mit den weiblichen Zyklen und dem Mythos Menstruation: Hatten menstruierende Frauen ursprünglich als „heilig“ und „unberührbar“ gegolten, so hieß es später sie seien „unrein“.

Hatte die ursrpüngliche Frauen-Gesundheitsbewegung das Wissen der „Profis in Weiß“ noch abgelehnt, so versucht das FGZ heute, Wissenschaft und Professionalität bewußt einzusetzen. Längst ist aus den ehrenamtlich arbeitenden Vereinsfrauen ein professionelles Team geworden: Sieben Frauen, Heilpraktikerinnen, Pädagoginnen, Sozialwissenschaftlerinnen, eine Psychologin und eine Suchtberaterin arbeiten zusammen. Eine hauptamtliche Ärztin fände im FGZ „keinen lukrativen Arbeitsplatz“, stellt Ute Timmermann fest.

Die Frauen vom Gesundheitszentrum haben einen ganzheitlichen medizinischen Ansatz. Hatte sich die Frauengesundheitsbewegung zu Beginn sehr auf den gynäkologischen Bereich konzentriert, so geht es heute um „Frauenleiden“ aller Art, von Migräne über Eßstörungen bis zu den Wechseljahren. Immer wird dabei die besondere gesellschaftliche Situation von Frauen berücksichtigt: „Eine Hausfrau kann sich nicht so einfach hinlegen und ausruhen, wenn sie krank ist“, erläutert Ute Timmermann. Viele Ärzte behandelten Frauen anders als Männer. „Bei Frauen ist die Tendenz größer, ihnen Medikamente zu verordnen.“ Wenn eine Frau mit bestimmten Symptomen zu ihnen kommt, fragen die Frauen vom FGZ daher immer nach den Ursachen, „und setzen nicht einfach ein Medikament obendrauf.“

In den Arztpraxen und in den Behörden wird das Frauengesundheitszentrum inzwischen sehr ernst genommen, versichert Ute Timmermann. „Wenn da eine Frau mit der zehnten Blasenentzündung kommt, wird sie oft zu uns geschickt.“ Beim FGZ kann sie an einmaligen oder mehrmaligen Beratungen teilnehmen oder sich einer Selbsthilfegruppe anschließen. Daneben bietet das FGZ-Team Kurse zu Atemtechnik und Rückenbildung, Schwangerschaftsvorbereitung und dem Umgang mit Aggressionen an. Hinzu kommen Informationsabende zu einzelnen Themen und Wochenendseminare. Schwangere, junge Mütter und ungewollt kinderlose Frauen finden im FGZ ein passendes Angebot. Ein Wochenendseminar „Von den Schmerzen des ungelebten Lebens“ ist „zur Zeit unser Renner“, sagt Ute Timmermann.

Jetzt brauchen die FGZ- Frauen mehr als gute Worte von der Behörde: Die ABM-Stellen laufen aus, neue sind nicht in Sicht. „Wir leisten hier eine wichtige Arbeit, und wir möchten daß sich diese Anerkennung endlich in Mark und Pfennig ausdrückt.“ dir