Schwingen im Dialog

■ Eine Installation von Rebecca Horn im Neuen Museum Weserburg

Foto: Michael Koch

Unter dem spitzen Dach im Neuen Museum Weserburg gibt es eine neuartige Bewegung: „Dialog der Silberschaukeln“ heißt die neuerworbene Installation von Rebecca Horn, die ab Sonntag öffentlich zu sehen ist.

Es ist eine Präsentation im Sinne der Künstlerin geworden, die den überschwenglichen Happenings ruhige Sequenzen vorzieht, in denen sie menschliche Verwicklungen seziert. Gefühle. Schwingungen. Der Öffenlichkeit präsentiert sie ihre Arbeiten oft erst als filmische Reproduktionen.

Rebecca Horn hat den Ort ihrer Inszenierung im Museum Weser

hierhin den

symmetrischen

raum mit der

Schaukel

burg selbst bestimmt. Einen Raum ganz oben im Museum hat sie gewählt — als wollte sie dem Publikum den Zugang erschweren. Der kleine Raum mit der schmalen Türöffnung schafft die nötige Intimität für den schaukelnden Dialog.

Aber was soll das, wer spricht von Diskretion und Intimität angesichts zweier motorisierter Schaukeln? Noch dazu in einem steril grau-weiß gehaltenen Raum, eckig und spitz. Da ist keine Wärme: kühler Silber-Glanz der lang herabhängenden Metallschaukeln, schwarz-braunes Flügelschlagen des Pinsel-Vogels an der Wand. Und starres Beharren des lapislazuliblau gefüllten Kreisel-Konus, dieses Trichters aus der Alchimistinnen-Werkstatt. Das ist kein bißchen heimelig.

Und doch weckt die Installation Gefühle von Idylle, Unbeschwertheit und Spiel. Das kommt von den Schaukeln, die verlassen schwingen — als gäbe es einen Grund dafür. Vielleicht sind die Kinder gerade fortgelaufen? Da begibt sich die Phantasie auf Reisen — und trotz mechanischer Schaukel-Bewegungen, die von Knallern wie Schüssen begleitet werden, trotz verzweifelten Flügelschlagens des Vogels, der von dieser Wand nie wieder wegkommt, atmet man den Duft von Gras und Sonne ein. Fast. Auf ein paar Quadratmetern ist hier Alltag inszeniert. Trotz Museum.

Die Schaukel ist nicht nur eine einmalige Installation, sie ist ein Motiv, das sich bei Rebecca Horn wiederholt. Zum Beispiel in den Filmen: „That's why I swing — to forget about everything, I could do it forever“ läßt sie die junge Frau im Film „Der Eintänzer“ sagen. Zu sehen am Sonntag in der Weserburg. ede