: Spitze bei Einbürgerungen
■ Fast die Hälfte der Eingebürgerten hat die doppelte Staatsbürgerschaft / Frauen deutlich benachteiligt
Berlin. Berlin bürgert jährlich mehr Ausländer ein als andere Bundesländer. Nicht ohne Stolz verkündeten Barbara John, die Berliner Ausländerbeauftragte, und Gunter Britz, der Leiter der Einbürgerungsbehörde, gestern die entsprechenden Zahlen. In Berlin seien im Jahr 1992 rund 8.100 Personen auf dem Ermessenswege eingebürgert worden – das sind rund 6,3 Prozent derjenigen, die die wichtigste Voraussetzung dafür besitzen, indem sie länger als zehn Jahre hier leben. Im Bundesgebiet hingegen liege diese Quote mit zuletzt 35.000 bis 40.000 Einbürgerungen bei nur 1 bis 1,2 Prozent.
Allerdings war es der Leiter der Einbürgerungsbehörde selbst, der die Zahlen relativierte: Wenn rund 180.000 Berliner Nichtdeutsche die Anforderung für eine Einbürgerung erfüllten, letztes Jahr aber nur 8.100 sich dieser – immer noch bürokratisch aufwendigen und teuren - Prozedur unterwarfen, dann sei da „eine riesige Diskrepanz“ erkennbar. Gleichzeitig stehen den 8.100 Einbürgerungen in Berlin jährlich rund 5.000 „selbstproduzierte“ Ausländer gegenüber, weil den hier geborenen Kindern Nichtdeutscher ein deutscher Paß verweigert wird.
Interessanterweise besitzen mehr als 40 Prozent der Eingebürgerten in Berlin eine doppelte Staatsbürgerschaft, bei den Türken sogar fast alle, obwohl das Gesetz diese Möglichkeit nur in Härtefällen vorsieht. 90 Prozent dieser langsam zur Regel werdenden Ausnahmefälle, so der Behördenleiter, seien Wehrpflichtproblemen geschuldet. Vor allem im Falle der Türkei: diese entläßt keinen Türken aus der Staatsangehörigkeit, wenn er nicht seinen Wehrdienst geleistet hat.
Frauen haben damit umgekehrt fast keine Chance, in den Besitz zweier Pässe zu kommen. Im übrigen ist die hohe Zahl der „Doppelbürger“ ein deutlicher Hinweis darauf, daß sich noch viel mehr Nichtdeutsche einbürgern lassen würden, wenn die Doppelstaatlichkeit wie in anderen europäischen Ländern zum Regelfall werden könnte. Integrationserleichterungen, so Frau John, müßten aber auch anderswo erfolgen. Hier geborene Kinder sollten die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben können, wenn bereits ein Elternteil hier geboren ist oder die Eltern über eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis verfügen, wiederholte die CDU-Politikerin eine Forderung der Berliner SPD: „Was würden wir damit an Beamtenschweiß, Bürokratismus und Mühe sparen.“ Ihr Parteifreund, Innensenator Heckelmann, hat schon signalisiert, daß er nichts von einer entsprechenden Berliner Bundesratsinitiative hält: er wolle den Ausländern doch keinen „Triumphbogen“ bauen. usche
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