Kennzeichnungspflicht für „die Bösen“

■ Sondervorstellung von „Terror 2000“ vom Tränenpalast ins Sputnik verlegt

Berlin. Die Sondervorführung von Christoph Schlingensiefs Film „Terror 2000“ wird am kommenden Sonngtag nicht im Tränenpalast, sondern im Kino Sputnik im Wedding stattfinden. Zur Begründung hieß es, die Betreiber des Tränenpalastes hätten Angst, daß die Gegner des Films die Scheiben des Gebäudes einwerfen könnten. Wie berichtet hatten sechs Vermummte in der Nacht zu Mittwoch einen Anschlag auf das Sputnik in Kreuzberg verübt, in dem „Terror 2000“ fünf Wochen lief. In einem mit „Kommando Filmriß“ unterzeichneten Bekennerschreiben erklärten die vermutlich zur autonomen Szene gehörenden Täter, Schlingensiefs Film sei „stumpfsinnig, rassistisch und sexistische Propaganda“. Es handele sich „nicht um bösartige Satire“, sondern um „ekelhafte Realität“.

Der Betriebsrat der Sputnik Kino KG reagierte darauf mit Sarkasmus. Im Interesse der Gesundheit des Kinopersonals sei nun eigentlich zu fordern, daß das aktuelle Programm wie „Dracula“ und „Pippi geht von Bord“ auf mögliches Konfliktpotential hin überprüft werde. Bei Filmen, die sich mit gesamtgesellschaftlicher Realität befaßten, sei darauf zu achten, daß „die Bösen deutlich als solche gekennzeichnet“ würden. Die Sputnik-MitarbeiterInnen zögen es jedoch vor, „weiterhin Filme für selbständig denkende Menschen zu zeigen“. Nach der Sondervorführung von „Terror 2000“ wird es am Sonntag eine Diskussion über den Film geben. Ob es friedlich bleiben wird, ist fraglich. In einer Anzeige auf der Lokalprärie der taz forderte gestern ein sogenanntes „Antisexistisches Bündnis“ „alle, die sich von diesem Film verletzt und gedemütigt gefühlt haben“, dazu auf, „zu der Vorführung am Sonntag zu kommen und ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen“. plu

„Terror 2000“, Sonntag 20 Uhr, Sputnik Wedding