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Beste Abwehr besiegt besten Angriff

■ Klinsmanns AS Monaco gewinnt das Spitzenspiel der französischen Liga gegen Völlers Olympique Marseille mit 1:0

Monaco (dpa/taz) – „Wir haben die beste Abwehr der Liga, und unser Angriff ist auch nicht so schlecht“, sprach Jürgen Klinsmann und schritt zur Tat. 15 Gegentreffer hatte die Abwehr des AS Monaco in 27 Spielen nur kassiert, und die Quote sollte sich auch im Spitzenspiel gegen Olympique Marseille nicht verschlechtern. Der AS Monaco siegte mit 1:0 und übernahm damit aufgrund des besseren Torverhältnisses wieder die Tabellenführung vor dem punktgleichen Team aus Marseille, das zuletzt vier Runden lang keinen Punkt mehr abgegeben hatte und erst vor zwei Wochen die lange an der Spitze stehenden Monegassen als Tabellenführer abgelöst hatte.

Im Angriff, der in den letzten drei Spielen leer ausgegangen war, haperte es allerdings weiter. Klinsmann war vorne wie üblich auf sich allein gestellt, lief viel und hatte vor allem alle Beine voll zu tun, sich von Olympique-Libero Boli fernzuhalten, der ihm im Vorrundenspiel „das brutalste Foul meiner Karriere“ verpaßt hatte. Nach einem Ellbogencheck an den Hals wäre der von Inter Mailand nach Monaco gekommene Schwabe beinahe an seiner eigenen Zunge erstickt. Aber anstatt Klinsmann bewußtlos zu schlagen, entschied sich Boli dafür, die schwarze Serie der Monegassen im Sturm zu beenden. In der 33. Minute säbelte er Monacos Brasilianer Henrique im Strafraum um, und Gnako verwandelte das Geschenk zum einzigen Tor des Tages.

Auf der anderen Seite wirbelte derweil sein ehemaliger Nationalmannschaftskollege Rudi Völler, der zwei gute Chancen versiebte, aber in der 42. Minute mit Verdacht auf Rippenbruch ausgewechselt werden mußte. Aber auch danach schaffte es der mit 48 Toren bisher erfolgreichste Sturm der französischen Liga nicht, Monacos Schlußmann Ettori zu überwinden, der damit im vierten Spiel in Folge ohne Gegentreffer blieb. Die Strafe für den „Matchwinner“ folgte auf dem Fuß: Boli mußte wegen Meniskusproblemen raus. Der Einsatz von Völler und Boli im Europapokal am kommenden Mittwoch gegen ZSKA Moskau in Berlin ist überaus fraglich.

Bernard Tapie, Sportartikelfabrikant und allmächtiger Präsident von Olympique, war wie gewohnt mit der Schiedsrichterleistung nicht einverstanden. Um seine Meinung den Herren in Schwarz mitzuteilen, wollte der französische Minister für Stadtentwicklung die Schiedsrichterkabine aufsuchen, wurde daran aber von der monegassischen Polizei gehindert. Daraufhin wechselten wohl einige unflätige Ausdrücke die Besitzer, und der ehemalige Chansonsänger darf wieder einmal mit einer Sperre durch den französischen Verband rechnen. Klinsmann dürfte es gefreut haben, denn der ist immer noch sauer, daß Tapie mit seinem Einfluß dafür gesorgt hat, daß Bolis Strafe für den brutalen Ellbogencheck von vier auf zwei Spiele verkürzt wurde. to

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