Nebel mit 37 unbekannten Stoffen

■ Töpfer fordert Sondersitzung zu Hoechst-Unfall

Frankfurt (AP/AFP/taz) – Drei Tage nach dem Frankfurter Chemieunglück herrscht immer noch Unklarheit über die genaue Zusammensetzung des giftigen Nebels, der sich am Montag über den Stadtteil Schwanheim gelegt hat. Das städtische Umweltamt berichtet von 37 bislang unidentifizierte Stoffen. „Unser Problem ist, daß wir über die Wirkung der Chemikalie auf Gesundheit und Umwelt unheimlich wenig wissen“, sagte der Leiter des Frankfurter Umweltamts, Jörg Hennerkes.

Neben den unbekannten Stoffen, die etwa zehn Prozent ausmachten, bestehe der Niederschlag zu 14 Prozent aus zwei Benzolarten, deren Gefährlichkeit die Experten nicht einschätzen könnten. Der möglicherweise als krebserregend eingestufte Stoff ortho-Nitroanisol soll weitere 25 Prozent der Gesamtmenge ausmachen. Der Rest wurde als Kochsalz identifiziert. Hennerkes bestätigte, daß bei dem Unglück in der Nacht zum Montag ein 36 Hektar großes Gebiet hochgradig belastet worden sei.

Bundesumweltminister Klaus Töpfer berief die Vorsitzenden der Störfallkommission und des technischen Ausschusses für den 18. März zu einer Sondersitzung ein. Außerdem forderte er vom hessischen Umweltministerium eine Sicherheitsanalyse der betroffenen Anlage im Griesheimer Hoechst- Werk an. Der hessische Umweltminister Joschka Fischer kündigte Pläne über bessere Sicherheitsvorschriften für Chemiefirmen an.

Auf der Suche nach der Unglücksursache ermittelt unterdessen die Staatsanwaltschaft gegen vier Arbeiter, den Schichtleiter und den Betriebsleiter. Dabei wird auch überprüft, ob die Anlage entsprechend der amtlichen Genehmigung betrieben wurde.

Die Frankfurter Feuerwehr stellte 6.500 Überschuhe aus Kliniken für die Anwohner, aber auch für Schulen und Kindertagesstätten zur Verfügung. So soll verhindert werden, daß die am Boden liegende Chemikalie weitergetragen wird. Laut Frankfurter Umweltamt muß das Mainufer in der betroffenen Zone rund zwei bis drei Zentimeter tief abgetragen werden. Drei Kleingartenanlagen mit insgesamt 150 Parzellen wurden geschlossen; rund 90 Gärten sollen belastet sein.